Hendricks will gegen Meeresmüll vorgehen

Hendricks will gegen Meeresmüll vorgehen
Bund und Länder wollen verstärkt gegen den Müll in Nord- und Ostsee vorgehen.

Berlin (epd) Dazu trafen sich am Freitag in Berlin erstmals rund 50 Vertreter von Kommunen, Landes- und Bundesbehörden sowie von Wirtschafts-, Industrie- und Umweltverbänden zu einem ersten Runden Tisch gegen Meeresmüll. Ziel sei es zu verhindern, dass weitere Abfälle in die Meere gelangen, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf der Konferenz.

600.000 Tonnen an Abfällen

Die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, sprach von einem hausgemachten Problem: "Der meiste Müll im Meer besteht aus Kunststoffen." Weltweit werden 100 bis 140 Millionen Tonnen an Abfällen in den Meeren vermutet - soviel wie in einen Güterzug von der Erde zum Mond und ein halbes Mal zurück passt, wie Hendricks betonte. Laut dem niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) bestehen die Müllfunde in Nord -und Ostsee zu rund zwei Dritteln aus Kunststoffen.

In der Nordsee werden auf dem Meeresgrund 600.000 Tonnen an Abfällen vermutet. Die Abbauzeit der Plastikpartikel im Meer beträgt bis zu 600 Jahre, wenn es etwa um Nylonprodukte geht. Die zum Teil winzig kleinen Plastikteile werden beispielsweise von Fischen aufgenommen und gelangen somit über die Nahrungskette wieder zum Menschen. Zudem sterben unzählige Vögel und Meerestiere jährlich an den Folgen von verschlucktem Müll oder im Meer verlorenen Fischernetzen.

Der Runde Tisch soll jetzt die nationalen Maßnahmen gegen Meeresmüll koordinieren und ihre Umsetzung voranbringen, wie Hendricks betonte. Unter anderem gilt es mit den Anrainerstaaten beschlossene regionale Aktionspläne für die Nord- und Ostsee national umzusetzen. So soll unter anderem verhindert werden, dass Fischereigeräte, zum Beispiel Netze, im Meer entsorgt werden.

Deutschland hat Vorreiterrolle

In industriellen Anwendungen und vor allem in Pflege- und Kosmetikprodukten soll ab 2020 kein Mikroplastik mehr verwendet werden. Dies sei das Ziel des sogenannten Kosmetikdialogs, der mit den betroffenen Branchen geführt werde, hieß es. Zudem sollen eine Selbstverpflichtung des Einzelhandels zur Verringerung von Plastiktüten sowie ein neues Wertstoffgesetz mit höheren Recyclingquoten für Kunststoffabfälle dafür sorgen, Kunststoffabfälle in der Umwelt zu vermeiden.

Hendricks zufolge steht das Engagement gegen Meeresmüll weltweit noch am Anfang. Deutschland spiele dabei schon eine Vorreiterrolle. Der meiste Müll in den Weltmeeren stammt aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Die aktuelle Kunststoffproduktion wird auf jährlich rund 299 Millionen Tonnen geschätzt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass rund zehn Prozent davon früher oder später in die Meere gelangen.