Kardinal Marx: "Christus kann man nicht zerreißen"

Kardinal Marx: "Christus kann man nicht zerreißen"
"Wenn auch die Kirche in ihrer Sichtbarkeit zerrissen ist: Christus kann man nicht zerreißen", sagte der Münchner Erzbischof dem Evangelischen Pressedienst.
05.03.2016
epd
Wiebke Rannenberg und Karsten Frerichs

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 die Einheit katholischer und evangelischer Christen hervorgehoben. "Wenn auch die Kirche in ihrer Sichtbarkeit zerrissen ist: Christus kann man nicht zerreißen", sagte der Münchner Erzbischof dem Evangelischen Pressedienst. "In der Taufe werden wir zu einem Leib", betonte Marx.

Im nächsten Jahr begeht die evangelische Kirche den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers an die Schlosskirche zu Wittenberg. "Es ist wunderbar, dass die Protestanten die ökumenischen Partner in ihr Jubiläum einbeziehen", sagte Kardinal Marx. Noch vor 50 oder 100 Jahren seien zu den Lutherjubiläen die konfessionellen Unterschiede beiderseits besonders betont worden.

Für das bevorstehende Jubiläum sind unter anderem eine ökumenische Pilgerfahrt nach Israel, ein Versöhnungsgottesdienst und gemeinsame Tagungen vorgesehen. Papst Franziskus wird im Rahmen der Reformationsfeierlichkeiten bereits für den 31. Oktober dieses Jahres im schwedischen Lund zu einer Begegnung mit dem Lutherischen Weltbund erwartet.

Marx sagte, das Reformationsjubiläum sei Grund für Feiern und Gedenken gleichermaßen. "Kirchenspaltungen sind kein Anlass zum Jubeln", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. "In Deutschland ist im Gefolge der Spaltung der Christenheit Blut vergossen worden", sagte der Kardinal. Für ihn sei das bis heute erschütternd.

Im 30-Jährigen Krieg etwa seien Politik und Religion in unsäglicher Weise vermischt worden, "und es gab keine klare Positionierung der kirchlichen Amtsträger, dass diese Gewalt ein Ende haben muss und mit dem Evangelium unvereinbar ist". "Beide Seiten haben auf ihrem Wahrheitsanspruch bestanden. Das muss man bekennen. Dieser Teil der Geschichte gehört für Deutschland zu den traumatischsten Ereignissen überhaupt", sagte der Münchner Erzbischof.