Berlin (epd)"In der Drogenpolitik bin ich anderer Meinung als die meisten Grünen. Aber Respekt für Volker Beck für die schnelle und klare Reaktion", twitterte Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU). Mit Blick auf seine politischen Verdienste verdiene Beck einen fairen und respektvollen Umgang, sagte Bundestagsvizepräsidentin und Parteikollegin Claudia Roth (Grüne) am Donnerstag der Tageszeitung "Die Welt".
Noch unklar, welche Substanz
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bedauerte den Rücktritt Becks, der innen- und religionspolitischer Sprecher seiner Fraktion war. Die Nachricht von der Aufgabe der Ämter hat mich erschreckt und traurig gemacht", sagte der EKD-Bevollmächtigte in Berlin, Martin Dutzmann, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er würdigte Beck als "außergewöhnlich sachkundig" und fair, auch wenn man unterschiedliche Positionen vertreten habe.
Der 55-jährige Beck hatte am Mittwoch den Rücktritt von seinen Fraktionsämtern erklärt. Auch den Vorsitz der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe gab er auf. Sein Bundestagsmandat verliert er damit aber nicht. Wie die Staatsanwaltschaft Berlin mitteilte, waren bei dem Politiker im Zuge einer Polizeikontrolle am späten Dienstagabend 0,6 Gramm einer Substanz gefunden worden, bei der ein Verdacht auf Drogen besteht. Worum es sich genau handelt, ist noch ungeklärt.
Die Grünen-Fraktion nahm Becks Rücktritt "mit Respekt" auf. Sprecher Andreas Kappler sagte dem epd, die Fraktion werde "zu gegebener Zeit" über Becks Nachfolger für die Ämter als innen- und religionspolitischer Sprecher beraten. Möglicherweise wird das bereits in der nächsten Sitzungswoche ab dem 14. März geschehen.
Während einige Parteikollegen Beck vor Häme in Schutz nahmen, übten andere auch Kritik. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte im ZDF-"Morgenmagazin", das sei "schweres Fehlverhalten". Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, distanzierte sich von Becks Erklärung, er habe immer eine liberale Drogenpolitik vertreten. "Wir treten für eine Entkriminalisierung von Konsumenten weicher Drogen wie Cannabis ein, aber harte Drogen haben ein ganz anderes Risikoprofil", sagte sie den "Stuttgarter Nachrichten" (Freitagsausgabe). Es sprächen einige Indizien dafür, dass es sich bei Beck um harte Drogen gehandelt habe.
Warnung vor Vorverurteilungen
Auch wenn letztlich noch nicht geklärt ist, um welche Droge es sich bei Beck gehandelt hat - die Suchttherapeutin Katjenka Wild würde es nicht wundern, wenn es Crystal Meth wäre. Crystal Meth sei längst "keine Partydroge mehr, sie zieht sich durch die ganze Gesellschaft", sagte die Leiterin der Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme im oberpfälzischen Weiden dem epd. In allen Alters- und Berufsschichten werde die Droge konsumiert. Es überrasche daher nicht, wenn auch Politiker Crystal Meth einnehmen.
2014 trat der SPD-Politiker Michael Hartmann (SPD) von seinen Ämtern im Bundestag zurück, nachdem er eingeräumt hatte, Crystal Meth zur Leistungssteigerung genommen zu haben. Der EKD-Bevollmächtigte Dutzmann warnte vor diesem Hintergrund vor Vorverurteilungen: "Ich habe höchsten Respekt vor dem, was Abgeordnete, die zweifelsohne einer wachsenden Arbeitsbelastung ausgesetzt sind, leisten."