Berlin (epd)Der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), sieht in der Reform der Pflegeausbildung einen Schritt, mehr Pflegekräfte zu gewinnen. Er sagte am Mittwoch in Berlin, die Zahl der Pflegebedürftigen nehme jedes Jahr um zwei bis drei Prozent zu, deshalb würden auch jedes Jahr 20.000 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Der Beruf werde mit einer generalistischen Ausbildung, durch die Abschaffung des Schulgelds und eine breitere Auswahl an Arbeitsmöglichkeiten attraktiver. Kritik an der Vereinheitlichung der Ausbildung kommt von den Arbeitgebern der Altenpflegebranche und aus der Opposition.
Weitgehend neue Konzeption
Das Bundesgesundheitsministerium veröffentlichte am Mittwoch auf seiner Internetseite die Eckpunkte für eine Ausbildungs- und Prüfungsverordnung, nach der künftig alle Pflegekräfte gemeinsam ausgebildet werden sollen. Der Plan der Regierung ist, die getrennte Altenpflege-, Krankenpflege- und Kinderkrankenpflegeausbildung bis 2018 zu beenden und den neuen Beruf der Pflegefachfrau beziehungsweise des Pflegefachmanns zu schaffen.
Den Eckpunkten zufolge soll die Ausbildung weitgehend neu konzipiert werden. Sie dauert drei Jahre (oder fünf Jahre in Teilzeit) und umfasst 4.600 Stunden, davon 2.500 im praktischen Einsatz und 2.100 an einer Pflegeschule. Anders als bisher sollen die Auszubildenden zu gleichen Teilen im Krankenhaus, im Altenheim und bei ambulanten Diensten lernen. Hinzu kommen kurze Einsätze in der Kinderkrankenpflege und der Psychiatrie und die Möglichkeit einer ersten praktischen Spezialisierung in einem Bereich.
Zugleich forderte Laumann die Heime auf, mehr Personal einzustellen. Vom kommenden Jahr an sollen die Demenzkranken besser versorgt werden. Dafür erhielten allein die Heime 800 Millionen Euro zusätzlich im Jahr, sagte der Pflegebeauftragte. Das Geld dürfe nicht in Renditen fließen, sondern sei dafür da, den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff mit Leben zu füllen. Von 2017 an werden Pflegebedürftige in fünf statt in drei Stufen eingeteilt und Demenz dabei deutlich stärker berücksichtigt.
Keine vertieften Kompetenzen
Kritik kam von den Arbeitgebern aus der Altenpflegebranche. Der Präsident des Bundesverbandes der privaten Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, sagte: "Wir haben die Auszubildenden dann nur noch 20 Wochen im eigenen Betrieb." Den Rest der Zeit seien sie in der Schule oder an anderen Einsatzorten, was vom Ausbildungsbetrieb organisiert werden müsse. Das könnten kleine Pflegeunternehmen nicht leisten. Zudem orientiere sich die Ausbildungsverordnung weitgehend an der Krankenpflege: "Altenpflege und Kinderkrankenpflege bleiben schmückendes Beiwerk, sagte Meurer. Er fürchte deutliche Einbrüche bei den gegenwärtig hohen Ausbildungszahlen in der Altenpflege. Den Fachkräftemangel werde dies eher verstärken als mindern.
Die grüne Pflege-Expertin Elisabeth Scharfenberg sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf die Eckpunkte der neuen Ausbildung, ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich. "Fachwissen wird massiv verloren gehen." In der schulischen Ausbildung sollten offenbar gar keine spezifischen Kompetenzen mehr vermittelt werden. In der praktischen Ausbildung müssten Pflichteinsätze in allen Bereichen abgeleistet werden, so dass wenig Zeit bleibe, in einem Bereich vertiefte Kompetenzen zu erwerben.
Der Gesetzentwurf zur Vereinheitlichung der Ausbildung soll im März erstmals im Bundestag beraten werden. Er sieht auch die Einführung eines Pflegestudiums vor sowie die Abschaffung des Schulgelds an Pflegeschulen, das in fünf Bundesländern noch immer verlangt wird.