Polizeiseelsorger: "Pegida" und andere Proteste belasten die Beamten

Polizisten der Reiterstaffel  stehen in Dresden
Foto: dpa/Hendrik Schmidt
Pegidademo: Polizisten der Reiterstaffel stehen in Dresden vor Polizeifahrzeugen und vor der Kuppel der Kunsthochschule.
Polizeiseelsorger: "Pegida" und andere Proteste belasten die Beamten
Es sei schwierig, dauerhaft neutral zu bleiben: Die hohe Zahl an Demonstrationen mit radikalen Teilnehmern belastet die Polizeibeamten nach Ansicht von Seelsorgern zunehmend auch seelisch.
18.02.2016
epd
Luise Poschmann (epd-Gespräch)

Dresden (epd)Wer wie in Dresden seit Monaten "jeden Montag zwischen zwei Gruppen steht", nehme die Auseinandersetzung auch mit nach Hause, sagte der Bremer Polizeipfarrer Uwe Köster im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Konflikt auf der Straße sei auch außerhalb des Einsatzes, in den Dienststuben und im sozialen Umfeld präsent. Einigen falle es da schwer, auf Dauer Neutralität zu wahren.

Ein Einsatz wie bei "Pegida" oder noch radikaleren Demonstrationen bedeute für die Polizisten eine enorme körperliche Belastung, erläuterte Köster weiter und fügte hinzu: "Und es kratzt auch an der Seele." Um die seit Monaten geforderten Kräfte zu entlasten, werde dringend mehr Personal benötigt. Doch auch die Wertschätzung der Polizeiarbeit müsse in Politik und Gesellschaft wieder zunehmen, sagte Köster, der Vorsitzender der Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer (KEPP) ist, die noch bis Freitag in Dresden tagt.

Umgang mit Flüchtlingen Herausforderung

Eine der größten Herausforderung für die Polizisten sei derzeit zudem der Umgang mit Flüchtlingen und Zuwanderern, sagte Köster weiter. Da erlebten die Beamten oft zwei unterschiedliche Ausprägungen, die allerdings beide verunsichern könnten: Für einige Flüchtlinge sei die Polizei "angstbesetzt", weil sie in ihrer Heimat die Erfahrung gemacht haben, dass die Staatsgewalt sehr rigide vorgegangen ist. Diese würden kaum mit den Beamten sprechen und sich zurückziehen, sagte Köster.

Andere wiederum würden die Beamten nicht ernst nehmen, erklärte Köster weiter. Sie merkten, dass ihnen kaum Sanktionen drohten und würden deshalb die Polizei als "zahnlosen Tiger" betrachten. Beides habe ihren Ursprung in den Erfahrungen aus den Heimatländern, sagte Köster. Es sei oft nicht einfach, den Neuankömmlingen das in Deutschland schon im Kindesalter geprägte Bild der Polizei als "Freund und Helfer" und zugleich als Hüter des Rechtsstaates zu vermitteln.

Als Polizeiseelsorger unterstütze er wiederum aber auch die Beamten, ihre Sichtweise zu reflektieren, sagte Köster. Schließlich hätten die Polizisten fast nur mit jenen zu tun, die gegen die Regeln verstoßen. Dies präge den Blick der Polizisten, obgleich der überwiegende Teil der Bevölkerung - ob nun deutsch oder ausländisch - nicht kriminell sei. Doch auch die Erfahrungen der Beamten vor Ort müssten gehört und ernst genommen werden, sagte Köster weiter. Das gelte für die Politik und Gesellschaft ebenso wie für die Kirche.