Berlin möglicherweise Anschlagsziel von Islamisten

Berlin möglicherweise Anschlagsziel von Islamisten
Razzien in drei
Bundesländern
Die Bundeshauptstadt sollte möglicherweise Ziel eines IS-Anschlages sein. Davon geht die Berliner Staatsanwaltschaft aus. Zuvor gab es Razzien in der Islamisten-Szene.

Berlin (epd)Berlin ist möglicherweise ins Visier von IS-Terroristen geraten. Nach Razzien in drei Bundesländern geht die Berliner Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Bundeshauptstadt Anschlagsziel einer Terrorzelle sein sollte, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Am Donnerstagmorgen hatten rund 450 Sicherheitskräfte mehrere Durchsuchungen in der Islamisten-Szene in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen durchgeführt.

Bei dem Großeinsatz wurden nach Polizeiangaben zwei Männer und eine Frau wegen bereits vorliegender Haftbefehle festgenommen. Zudem seien Computer, Mobiltelefone und Aufzeichnungen beschlagnahmt worden. Es soll sich um algerische Staatsbürger handeln.

Im nordrhein-westfälischen Attendorn soll dabei auch ein Verdächtiger festgenommen worden sein, der als Flüchtling nach Deutschland eingereist war. Der mutmaßliche Hauptverdächtige sei nach Angaben aus Sicherheitskreisen im Herbst über die sogenannte Balkanroute nach Deutschland gekommen und in Bayern als Flüchtling registriert worden, berichteten die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Freitagsausgaben). Es handele sich um einen 35-jährigen Algerier.

Verdächtiger kämpfte in Syrien

Der Mann wurde dem Bericht zufolge von den algerischen Behörden mit internationalem Haftbefehl gesucht. Ihm werde die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Die deutschen Sicherheitsbehörden sollen Bildaufnahmen ausgewertet haben, die den Verdächtigen bei Kampfhandlungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien und im Irak zeigen.

Die deutschen Sicherheitsbehörden hatten die am Donnerstag festgenommene Gruppe den Informationen zufolge bereits seit Wochen im Visier. Die Mitglieder hätten sich konspirativ verhalten, mehrfach die Handys gewechselt und sich über sogenannte Instant Messenger verständigt.

Ermittelt werde gegen vier mutmaßliche Mitglieder der Dschihadisten-Szene, hieß es. Sie stünden im Verdacht, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat geplant und Kontakte zur Terrorgruppe IS unterhalten zu haben. Für die Durchsuchungen in den drei Bundesländern arbeiteten unter anderem das Bundesamt für Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt sowie die Generalstaatsanwaltschaften zusammen.

Bedrohung bleibe bestehen

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) betonte, die Bedrohungslage durch militante Islamisten bleibe hoch. Nötig seien Wachsamkeit sowie ein konsequentes Vorgehen gegen die Islamistenszene. "Bevor wir weitere Schlüsse ziehen können, müssen wir die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und die Auswertung der sichergestellten Objekte abwarten", erklärte Henkel weiter.

Unterdessen fanden die Sicherheitsbehörden in Niedersachsen wenige Tage vor Beginn des Braunschweiger Karnevalsumzugs "Schoduvel" keine Hinweise auf einen möglichen Anschlag. "Es gibt keinen Grund, ängstlich zu sein", sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) der "Braunschweiger Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Zu Norddeutschlands größtem Karnevalsumzug werden am Sonntag bis zu 250.000 Besucher erwartet. Im vergangenen Jahr war der Umzug wegen einer Terrorwarnung mit islamistischem Hintergrund kurzfristig abgesagt worden.