Prominente verfassen «Kölner Botschaft» für gastfreundliche
Gesellschaft

Prominente verfassen «Kölner Botschaft» für gastfreundliche Gesellschaft
Prominente aus Köln, Düsseldorf und Bonn haben sich in einer «Kölner Botschaft» nach den Übergriffen in der Silvesternacht zu einer offenen und gastfreundlichen Gesellschaft bekannt.

Köln (epd)Zugleich forderten sie ein entschiedenes Eintreten gegen Gewalt und Kriminalität. "Um der wachsenden Polarisierung in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken, ist es wichtig, an das Gemeinsame zu erinnern", schreiben die Erstunterzeichner des von dem Kölner Schriftsteller Navid Kermani initiierten Appells, der am Freitag in mehreren Tageszeitungen im Rheinland veröffentlicht wurde. Alle Menschen wollten sich in Köln "sicher, frei und offenen Blicks" bewegen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung.

Liebeserklärung an Köln

Zu den Unterzeichnern gehören der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen, der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU), die Schauspielerin Mariele Millowitsch, der Kabarettist Fatih Çevikkollu, die Künstlerin Rosemarie Trockel, der Sänger Wolfgang Niedecken, der Autor Frank Schätzing und das Bonner Prinzenpaar 2016.

Die Unterzeichner beginnen ihren Brief mit "brennendem Lokalpatriotismus" und einer Liebeserklärung an die Stadt Köln. Sie stellen vier Forderungen auf: Keinerlei Tolerieren von sexueller Gewalt, Kampf gegen bandenmäßige Kriminalität, Konsequenzen aus dem behördlichen Versagen, Schluss mit fremdenfeindlicher Hetze - Deutschland bleibt ein gastfreundliches Land.

Die Zeitungen drucken die ausführliche "Kölner Botschaft" im Wortlaut. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hat zudem auf der Titelseite einen Brief der Herausgeber Isabella Neven DuMont und Christian DuMont Schütte veröffentlicht, in dem sie sich hinter das Bekenntnis zu Köln stellen und die Leser zur Diskussion auffordern.

Gegen Obergrenzen

Die Prominenten beklagen, die Übergriffe der Silvesternacht hätten zu einer Verrohung der öffentlichen Diskussion geführt. "Leidtragende sind vor allem die Menschen ausländischer Herkunft, die nicht nur unter Pauschalverdacht gestellt, sondern erschreckend oft verbal oder tätlich angegriffen werden." Es sei verkürzt und falsch, dass arabische oder muslimische Männer grundsätzlich zu sexueller Gewalt neigten. Dennoch müsse deutlich benannt werden, "dass in manchen Milieus manche Männer ein tiefgreifendes Problem mit der Gleichberechtigung haben".

Die Unterzeichner bekennen sich zum Recht auf Asyl und sprechen sich gegen Obergrenzen und Grenzschließungen aus. Allerdings könne eine "unkontrollierte Zuwanderung solchen Ausmaßes" nicht von Dauer sein. Eine Lösung sei nur im europäischen Verbund möglich. Scharfe Kritik üben sie an den Verantwortlichen in Polizei und Politik, die die Lage in der Silvesternacht "grotesk falsch eingeschätzt" hätten.