Fernseh-Vorschau: "Herbe Mischung" mit "#fluechtlinge" und "Je Suis Charlie"

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Fernseh-Vorschau: "Herbe Mischung" mit "#fluechtlinge" und "Je Suis Charlie"
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 3. bis 7. Januar 2016?

3.1., RTL, 22.05 Uhr: "Spiegel TV Magazin: Die Kriegskinder - aufwachsen zwischen Terror und Flucht"

230 Millionen Kinder leben in Kriegs- und Krisengebieten. Der alltägliche Terror gehört zu ihrem Leben, die Angst vor Bomben und Granaten ist für sie grausame Realität. Viele von ihnen haben Eltern oder Geschwister verloren, sind traumatisiert. Was Frieden bedeutet, können sich die meisten nicht mal vorstellen. Spiegel TV dokumentiert in einer Sondersendung, was es heißt, zwischen den Fronten groß zu werden. Die Dokumentation erläutert, warum so viele Familien alles riskieren, um ihrem Nachwuchs in Europa eine bessere Zukunft zu ermöglichen, und was Deutschland unternimmt, um dabei zu helfen.

4.1., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Meine Tochter Anne Frank"

Die weltberühmte Geschichte von Anne Frank ist dank eines Bühnenstücks, diverser Spielfilme und verschiedener Dokumentationen derart hinlänglich bekannt, dass eine weitere Verfilmung eigentlich unnötig erscheint; sieht man mal von der überraschenden Tatsache ab, dass die Initiativen zu den bisherigen Adaptionen des in siebzig Sprachen übersetzten Tagebuchs nie von deutschen Produzenten ausgegangen sind.

Auch das Drehbuch von Hannah und Raymond Ley kann die Geschichte des Mädchens naturgemäß nicht neu erfinden, schildert sie aber aus einem ungewohnten Blickwinkel: Anne Frank bleibt selbstverständlich Erzählerin und somit zentrale Figur der Handlung, doch ihr Vater, der Titel deutet es an, nimmt ungleich mehr Raum ein als in den anderen Filmen. Auf diese Weise kann auch das Nachkriegsgeschehen berücksichtigt werden, denn Otto Frank, eindrücklich und mit viel Sympathie von Götz Schubert verkörpert, ist der einzige aus der Familie, der die Deportation in ein Vernichtungslager überlebt hat. Zum Fernsehereignis aber wird das Werk durch die Hauptdarstellerin: Die praktisch unbekannte Mala Emde gibt der jungen Frau ein Gesicht, das gleichzeitig bekannt wirkt und doch aufregend neu ist.

5.1., ARD, 21.45 Uhr: "Zeig mir Deine Welt"

Nach der preisgekrönten und viel beachteten ersten Staffel von "Zeig mir Deine Welt" über Menschen mit Down-Syndrom zeigt die ARD mit zwei neuen Folgen der berührenden und außergewöhnlichen Doku-Reihe mit Kai Pflaume. Pro Folge taucht der Moderator in die Lebenswelt von jeweils drei Menschen zwischen 19 und 55 Jahren ein, die unheilbar erkrankt sind. Wie meistern sie ihren Alltag in dem Wissen, dass ihre Lebenszeit begrenzt ist? Welche Hoffnungen, welche Ängste haben sie? Was macht sie glücklich, was ist ihnen wichtig und welche Wünsche wollen sie sich noch erfüllen? Antworten auf diese und weitere Fragen hat Pflaume auch von Hanna bekommen. Ende 2013 bekam sie die Diagnose "Bauchspeicheldrüsenkrebs". Zwar könne der Tumor operiert werden, heilen ließe sich die Krankheit aber leider nicht. Was folgte, waren endlose Krankenhausaufenthalte, Chemotherapien und Reha-Maßnahmen. Trotzdem hat Hanna ihren Lebensmut nie aufgegeben und will weiter gegen den Krebs kämpfen. Pflaume hat bei den Begegnungen mit Hanna und den anderen viele intensive Gespräche erlebt und dabei entdeckt, dass sich eine schwere Krankheit und Lebensfreude nicht ausschließen. Die zweite Folge zeigt die ARD am 6. Januar.

5.1., Arte, 20.15 Uhr: Themenabend "Die Attentate von Paris"

Mit fünf Dokumentationen befasst sich Arte über vier Stunden lang mit den Attentaten von Paris. Den Auftakt macht der Film "Je suis Charlie, je suis Paris". Die Dokumentation zieht eine Bilanz der Ereignisse, analysiert die sich wandelnde Strategie der Terroristen und zeigt, welche Auswirkungen die Attentate des Jahres 2015 auf unsere Politik und Gesellschaft haben. Zu Wort kommen unter anderem Bernard Cazeneuve, Innenminister Frankreichs, Laurent Sourisseau alias Riss, Geschäftsführer von "Charlie Hebdo", Gérard Biard, Chefredakteur von "Charlie Hebdo", Richard Malka, Anwalt von "Charlie Hebdo", Aydin Engin, Chefredakteur von "Cumhuriyet" (Türkei), Natacha Polony, Journalistin, Kurt Westergaard, Zeichner der Mohammed-Karikaturen 2005 (Dänemark), Naser Khader, Abgeordneter (Dänemark) sowie die Philosophin Elisabeth Badinter. "Waffen für den Terror" (21.10 Uhr) beschreibt, wie Kalaschnikows, Pumpguns und andere Maschinengewehre illegal nach Europa gelangen. Der Film "Dschihad: Der Kampf der Mütter" (21.50 Uhr) stellt eine Mutter vor, deren Sohn sich in Syrien den Terroristen angeschlossen hat. Gemeinsam mit anderen Eltern sucht sie nach den Ursachen der plötzlichen Radikalisierung. Die Väter und Mütter wollen verstehen, weshalb ihre Kinder in so kurzer Zeit empfänglich für das Werben dschihadistischer Rekrutierer werden konnten. Den Abschluss des Themenabends bilden zwei Filme über die Karikatur als Kunst und Provokation.

5.1., Bayerisches Fernsehen, 20.15 Uhr: "Herbe Mischung"

Der gebürtige Israeli Dror Zahavi ist schon seit vielen Jahren einer der interessantesten hiesigen Filmemacher. 2008 hat er zum ersten Mal in Israel gedreht: In "Alles für meinen Vater" will sich ein Palästinenser auf einem belebten Platz in Tel Aviv in die Luft sprengen, aber der Zünder versagt; weil es das nötige Ersatzteil erst nach dem Wochenende gibt, lernt er unfreiwillig die Bewohner des Viertels kennen und stellt fest, dass die verhassten Erzfeinde liebenswerte Menschen sind. Für "Herbe Mischung" ist Zahavi erneut in seine einstige Heimatstadt gereist. Diesmal erzählt er die Geschichte einer höchst ungewöhnlichen Romanze, in der es letztlich um Klischees und Vorurteile geht: Zarah (Peri Baumeister) ist die Tochter eines Ägypters und einer Deutschen, Benni (Trystan Pütter) ist Jude. Beide leben in München, wo die unterschiedliche Herkunft keinerlei Rolle spielt. Das ändert sich, als Zarah Benni nach Israel zur Beerdigung seines Großvaters begleitet. Wegen ihres Vornamens war Bennis Familie überzeugt, sie sei ebenfalls Jüdin. Als sie sich am Grab bekreuzigt, sind die Angehörigen schockiert: keine Jüdin, und dann auch noch Deutsche! Weil Bennis Vater ein Nationalist und Militarist ist, darf auf keinen Fall rauskommen, dass Zahras Nachname Abdullah lautet. Unbedingt sehenswert ist "Herbe Mischung" (der Titel bezieht sich auf Zahras Wurzeln) wegen Peri Baumeister, die schon in dem Drama "Ein weites Herz - Schicksalsjahre einer deutschen Familie" imponierte und hier mit ihrem natürlichen Charme einfach bezaubernd ist.

6.1., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "#jesuischarlie"

Bewaffnete Polizisten, trauernde Menschen, Blumen und Kerzen an den Tatorten: Ausnahmezustand in Paris und in Europa. So war es nach den Anschlägen am 13. November, so war es in den Tagen und Wochen nach dem Attentat auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo". Als Zeichen der Solidarität entstand damals die ein Hashtag: "Je suis Charlie".

An dieser Stelle setzt "#jesuischarlie - ein Hashtag und die Folgen" von Christian Dassel und Clemens Gersch an. Der Film schildert eine Chronik von Terror, Angst und Solidarität anhand unzähliger Einträge in den sozialen Medien. Aus privatem Filmmaterial, Tweets und Postings formen die Autoren ein Gesamtbild der Ereignisse, das sich durch seine Unmittelbarkeit auszeichnet. Die Filmemacher erzählen anhand mehrerer Protagonisten Geschichten von Islamophobie und Fremdenfeindlichkeit, aber auch von Zivilcourage und Solidarität. Sie stellen eine junge Frau vor, die in Paris lebt und die Tage im Januar dort als die emotionalsten ihres Lebens wahrgenommen hat; ebenso einen jungen Muslim, der sich ein Herz fasste und vor Hunderten von Menschen für ein friedliches Miteinander der Religionen appellierte. Zu Wort kommt ein Karnevalist, der den Charlie Hebdo-Motivwagen stoppte, und eine streitbare Anwältin, die das Feld der Deutungshoheit nicht den Pegida-Anhängern überlassen wollte, sowie der Kölner Publizist Navid Kermani, der unbequeme Fragen an seine Glaubensbrüder richtete. Im Anschluss folgt der Film "Von Charlie Hebdo bis Bataclan - Frankreichs verlorene Jugend" aus der Reihe "die story". Nach den Anschlägen auf die Zeitschrift hatte es in den muslimisch geprägten Pariser Vorstädten noch Zustimmung gegeben; der Film beschreibt, wie die Jugendlichen nach dem 13. November auf die Attentate reagiert haben.

6.1., WDR Fernsehen, 22.55 Uhr: "#fluechtlinge - Was sind wir für ein Land?"

Mit den Anschlägen von Paris am 13. November erlebt die Flüchtlingsdebatte einen traurigen Höhepunkt: An einem der Tatorte wird ein syrischer Pass gefunden, ausgestellt auf Ahmed Almohamed, der auf der Balkanroute als Flüchtling registriert wurde. Prompt werden die Anschläge für die Flüchtlingsdebatte instrumentalisiert. Mahnende Stimmen warnen davor, aus den Opfern Täter zu machen. Und doch gibt es eine Verbindung zwischen den Flüchtlingen und dem Anschlag: Der "IS" nutzt die Debatte, um die Gesellschaft zu spalten, und trifft einen wunden Punkt.
Nicht erst seit diesem verhängnisvollen 13. November stellt sich die Frage: Was sind wir für ein Land? Wie gehen wir mit den Menschen um, die bei uns Schutz und Zukunft suchen? Noch im Sommer steht Deutschland für Offenheit und Mitgefühl. Das Wort "Willkommenskultur" macht weltweit Karriere. Doch schnell wird klar: Der Zustrom der Flüchtlinge schafft auch Probleme. Unterbringung, Integration, Beschäftigung - nur mit Ehrenamt und Euphorie ist das kaum zu stemmen. Aus Ärger wird Hass, aus Hass wird Gewalt. Die Stimmung ist gefährlich. Und dann auch noch das Drama Paris. Wie viel Menschlichkeit darf sich ein Staat leisten? Antworten geben der Historiker Jörg Barberowski, der Angela Merkels Politik kritisiert, während Schriftsteller Navid Kermani im Sommer ein echter Merkel-Fan geworden ist. Der ARD-Journalist Rolf-Dieter Krause analysiert die Lage. Auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz beteiligen sich an der Debatte. Außerdem im Interview: Journalist Georg Mascolo, Filmemacher Hubertus Koch und der syrische Flüchtling Jigar Isso.

7.1., WDR Fernsehen, 23.40 Uhr: "Schnee von gestern"

Als die Geschwister Michla und Feiv'ke sich nach dem Krieg knapp am Bahnhof im polnischen Lodz verpassen, denkt jeder, er sei der einzige Überlebende der ehemals großen jüdischen Familie Schwarz aus Wilna. Beide machen einen Neuanfang und gründen eine eigene Familie - Michla in Israel, Feiv'ke in Deutschland unter dem Namen Peter Schwarz, ausgerechnet in dem Ort, in dem er im Arbeitslager war. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass es irgendwo doch noch überlebende Familie gibt, und die Kinder und Enkel machen sich auf die Suche.
In dem bewegenden Dokumentarfilm "Schnee von gestern" werden die Folgen eines verpassten Treffens im Sommer 1945 für die Geschichte einer ganzen Familie packend aufgespürt. Zwei Familien - die eine in Deutschland, die andere in Israel - die über Jahre nichts voneinander wussten, zeigen große Gemeinsamkeiten. Die Kinder leiden unter dem Schweigen ihrer Eltern und die Enkel sind auf der Suche nach ihrer Identität. Getrieben von den Geheimnissen der Familie machen sie sich unabhängig voneinander auf die Suche, und entdecken, was es für sie heißt, dass Michla und Feiv'ke sich auf so unterschiedliche Art für das Leben entschieden haben.