Große regionale Unterschiede bei der medizinischen Versorgung

epd-bild / Werner Krüper
Ärzte bei einer Operation.
Große regionale Unterschiede bei der medizinischen Versorgung
Ganz unterschiedliche Operationsraten: Ärzte versorgen junge Menschen in Deutschland einer Untersuchung zufolge regional sehr verschieden. Außerdem fehlten vielen die Kenntnisse, um Jugendliche mit Medikamenten zu behandeln.

Berlin (epd)Bei der Gesundheitsversorgung junger Menschen in Deutschland gibt es starke regionale Unterschiede. Besonders die Gesundheitschancen von Kindern und Jugendlichen etwa bei Mandeloperationen sind je nach Region verschieden, wie aus einem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Bericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hervorgeht. Angesichts dessen forderte der designierte Vorstand des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch: "Die Gesundheitsversorgung unserer Kinder und Jugendlichen darf nicht von der Postleitzahl abhängen."

Für die Untersuchung wurden die Daten der AOK-Patienten im Alter bis zu 24 Jahren herangezogen, bei denen im Krankenhaus entweder eine Mandelentfernung oder eine Teilentfernung der Mandeln durchgeführt wurde. Während die Operationsrate 2012 in Ingolstadt 17 je 10.000 Einwohner betragen habe, habe sie sich im hessischen Marburg auf knapp das Vierfache (66 je 10.000 Einwohner) belaufen.

Fehlende Kenntnisse bei Medikamenten

Woher die regionalen Unterschiede bei der medizinischen Behandlung kämen, könne der "Versorgungsreport 2015" nicht eindeutig zeigen. Klar sei jedoch, dass "nicht allein medizinische Gründe" ursächlich für die Problematik seien, sagte Jürgen Klauber, Mitherausgeber des Berichts. Vielmehr seien die hohen Unterschiede zwischen den Regionen ein deutliches Signal, die ärztliche Diagnose zu hinterfragen.

Als weitere Lücke in der Gesundheitsversorgung junger Menschen in Deutschland führt der Bericht zudem fehlende Kenntnisse bei der medikamentösen Behandlung Jugendlicher an. Demnach sei etwa die Hälfte der Arzneimittel, die bei Kindern eingesetzt würden, nicht für ihre Altersgruppe geprüft. "Dieser Mangel gefährdet unsere Kinder", sagte Karl-Josef Eßer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Auch Kinder hätten ein Recht auf "sichere Arzneimittel".