Xavier Naidoo: Ich stehe für Meinungsfreiheit

Xavier Naidoo: Ich stehe für Meinungsfreiheit
Die Kritik an der ARD-Entscheidung, Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest zu schicken, reißt nicht ab. Tausende unterzeichneten inzwischen eine Online-Petition. Der Sänger verteidigt sich.

Frankfurt a.M. (epd)Xavier Naidoo bekannte sich öffentlich zu Meinungsfreiheit und Toleranz: Er sei von Anfang an für diese Werte eingetreten, erklärte Naidoo am Donnerstagabend auf der ARD-Homepage. Keiner, der ihn kenne, habe ihm "jemals auch nur annähernd das Gegenteil vorgeworfen". Die Entscheidung ARD, ihn 2016 ins Rennen zu schicken, wird vor allem in sozialen Netzwerken kritisiert. Naidoo wird vorgeworfen, in Liedern gegen Juden und Homosexuelle zu hetzen.

Ihm widerstrebe, sich für etwas zu rechtfertigen, was er nicht sei, erklärte der Soulsänger aus Mannheim. Er sei froh, in einem "bunten" Deutschland zu leben "mit einer Vielfalt an Lebensentwürfen und Religionen, über die ich mich freue". Auch habe er immer betont, dass er die Auffassung der rechtspopulistischen "Reichsbürger" nicht teile. "Ich stehe für Meinungsfreiheit", betonte Naidoo und nannte es schade, dass Menschen, die ihn offensichtlich nicht kennen würden, substanzlos und schlecht über ihn redeten.

Sänger in der Kritik

Unterdessen reißt die Kritik an Naidoo nicht ab. Auf der Internetseite "change.org" unterzeichneten inzwischen mehr als 11.000 Menschen eine Online-Petition gegen den Auftritt Naidoos beim ESC in Stockholm. "Ich möchte keinen homophoben Sänger beim ESC sehen", hieß es in Kommentaren dazu, oder "Keine Showbühne für Leute dieses Gedankenguts".

Auch in der SPD stößt die ARD-Entscheidung, den Sänger zum Eurovision Song Contest nach Stockholm zu schicken, auf Ablehnung. SPD-Fraktionsvize Eva Högl sagte der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagsausgabe): "Ich wundere mich über die Entscheidung der ARD und finde sie falsch." Bei einem europäischen Wettbewerb müsse man nicht einen Künstler wie Xavier Naidoo ins Rennen für Deutschland schicken, der so umstritten sei.

Seine homophoben Äußerungen und seine Nähe zu den rechtspopulistischen "Reichsbürgern" finde sie abstoßend, sagte die SPD-Politikerin, die im Fraktionsvorstand für Kulturpolitik zuständig ist. Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Johannes Kahrs sagte der "Passauer Neuen Presse" (Freitagsausgabe), er halte Naidoo für "politisch nicht vertretbar" und bat den NDR, die Entscheidung zu überdenken.

Siegel: Naidoo "ein richtig guter Künstler"

Kritik an der ARD kam auch von dem Schlagerkomponisten und Produzenten Ralph Siegel. Es sei fragwürdig, keinen deutschen Vorentscheid zu veranstalten, bei dem auch der musikalische Nachwuchs eine Chance gehabt hätte, sagte er dem Münchner Magazin "Focus". Allerdings begrüßte Siegel die Entscheidung für Naidoo, er sei "ein richtig guter Künstler". Eine Prognose zu dessen Aussichten beim ESC wagte Siegel jedoch nicht.

Der 44-jährige Naidoo ist seit 20 Jahren im Musikgeschäft erfolgreich und stand mehrfach an der Spitze der deutschen Charts. Mit seinen Liedtexten und politischen Äußerungen löste er allerdings immer wieder Kontroversen aus. Naidoo sei ein Ausnahmekünstler und deshalb direkt nominiert worden, hieß es am Donnerstag bei der ARD. Die Zuschauer können am 18. Februar 2016 in der Show "Unser Song für Xavier" darüber entscheiden, mit welchem Titel der Sänger beim ESC antreten antritt.