OECD-Bericht: Arzneimittelausgaben in Deutschland
überdurchschnittlich hoch

epd-bild / Rolf Zöllner
In Deutschland geben die Menschen überdurchschnittlich viel Geld für Arzneimittel aus.
OECD-Bericht: Arzneimittelausgaben in Deutschland überdurchschnittlich hoch
Qualität der Gesundheitsversorgung
teilweise unzureichend
In Deutschland werden besonders viele und besonders teure Medikamente geschluckt. Die Arzneimittelausgaben sind deswegen auch deutlich höher als in vergleichbaren Ländern. Das ist aber laut einer OECD-Studie nicht unbedingt gesundheitsförderlich.

Berlin (epd)In Deutschland geben die Menschen überdurchschnittlich viel Geld für Arzneimittel aus. Mit umgerechnet 678 US-Dollar lagen die deutschen Arzneimittelausgaben pro Einwohner im Jahr 2013 um 30 Prozent über dem OECD-Durchschnitt, wie aus einem am Mittwoch in Berlin veröffentlichen Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Insgesamt stand Deutschland damit an fünfter Stelle aller OECD-Länder. Ein Zusammenhang zwischen der Qualität der Gesundheitsversorgung und den Mehrausgaben kann laut OECD nur bedingt festgestellt werden.

Hoher Medikamentenverbrauch in Deutschland

Nachdem die Kosten zwischen 2009 und 2013 kaum gestiegen seien, hätten sich die Ausgaben im vergangenen Jahr um etwa sieben Prozent erhöht. Zum Vergleich: Zwischen 2009 und 2013 seien die allgemeinen Gesundheitsausgaben pro Kopf um nur etwa zwei Prozent jährlich gewachsen. Ursache für die aktuelle Kostensteigerung seien die erhöhten Ausgaben für besonders teure Medikamente. Außerdem seien 2014 die Rabatte von Herstellern patentgeschützter Medikamente gegenüber den Krankenkassen gesunken.

Als Hauptursache für die erhöhten Arzneimittelausgaben führen die OECD-Experten den verhältnismäßig hohen Medikamentenverbrauch in Deutschland an. Besonders hoch sei der Bedarf an Blutdruck senkenden Mitteln. Hier liege Deutschland im Vergleich zu den 33 anderen Industrieländern der OECD an erster Stelle. Auch Medikamente gegen Diabetes würden deutlich öfter verschrieben. So habe sich der Verbrauch von Antidiabetika zwischen 2000 und 2013 fast verdoppelt. Neben der Alterung der Gesellschaft sei die verstärkte Verbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit Grund für diese Entwicklung.

Zudem werden in Deutschland immer mehr Antidepressiva eingenommen, berichtet die OECD. So liege Deutschland mit 53 Tagesdosen je 1.000 Einwohner zwar noch unter dem Durchschnitt der Industrieländer (58 Tagesdosen). Jedoch habe sich der Bedarf in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdoppelt. Zudem hätten deutsche Behörden mehr Krankheitstage wegen Depressionen verzeichnet. Die genaue Ursache dafür könne derzeit nicht benannt werden.

Um die Arzneimittelkosten zu senken, fördere Deutschland die Verwendung sogenannter günstiger Generika. Das sind Arzneimittel, die nach Ablauf des Patentschutzes des Erstanbieters auf den Markt gebracht werden. Sie enthalten die selben Wirkstoffe, sind aber deutlich preisgünstiger. 2013 seien bereits 80 Prozent der verschriebenen Medikamente in Deutschland Generika gewesen. Im OECD-Durchschnitt liege der Anteil bei 48 Prozent.

Bei der Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland weisen die OECD-Experten auf Schwächen hin. So liegen die Einweisungsraten in Krankenhäuser für chronische Krankheiten wie Diabetes und Herzinsuffizienz weit über dem OECD-Durchschnitt. Zwar gebe es immer mehr Patienten mit chronischen Erkrankungen. Der Bericht rät jedoch, diese intensiver ambulant zu versorgen, um so unnötige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.

Gesundheitssystem gut ausgebaut

Besser schnitt Deutschland bei der Behandlung akuter Krankenhausfälle ab. So seien beispielsweise die Überlebensraten von Schlaganfall-Patienten in Deutschland weit höher als in anderen OECD-Ländern.

Dem Bericht zufolge ist das deutsche Gesundheitssystem insgesamt gut ausgebaut. So liege Deutschland mit 4,1 Ärzten und 13 Krankenschwestern pro 1.000 Einwohner über dem OECD-Durchschnitt (3,3 und 9,1). Besonders durch den vermehrten Einsatz ausländischer Ärzte habe sich die Versorgungslage in den vergangenen Jahren gut entwickelt. So sei der Anteil von Medizinern aus dem Ausland zwischen 2000 und 2014 von 3,7 auf 9,5 Prozent gestiegen. Dies entspreche einer Zunahme von 10.000 auf 32.000 ausländische Ärzte. Über die Hälfte von ihnen komme aus Europa. Die OECD-Experten gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird.