Kölner OB-Kandidatin nach Messerattacke außer Lebensgefahr

Kölner OB-Kandidatin nach Messerattacke außer Lebensgefahr
Das Attentat auf die Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt in Köln, Henriette Reker, hat bundesweit Entsetzen ausgelöst. Unterdessen verdichten sich Hinweise auf fremdenfeindliche Motive.

Bei einer Messerattacke ist die Kandidatin für das Kölner Oberbürgermeisteramt, Henriette Reker, schwer verletzt worden. Die Parteilose, die von CDU, Grünen und FDP unterstützt wird, wurde am Samstag an einem Wahlstand von einem Mann angegriffen. Nach Klinik-Angaben von Sonntag war Reker inzwischen außer Lebensgefahr. Der Täter wurde von der Polizei noch am Tatort festgenommen. Die Behörden gehen dem Verdacht auf ein ausländerfeindliches Motiv nach. Reker hat sich als Sozialdezernentin für Flüchtlinge eingesetzt. Die Tat löste bundesweit Entsetzen aus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich bestürzt. Sie wünsche der Kandidatin und den anderen Verletzten des Anschlags Kraft und hoffentlich baldige Genesung, erklärte sie über Twitter. Bei dem Versuch, den Mann zu überwältigen, wurden vier weitere Menschen verletzt. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) verurteilte die Messerattake als "unfassbare, abscheuliche Tat". Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) dankte dem Polizeibeamten vor Ort für sein "beherztes Eingreifen und die Überwältigung des Täters".

Innenminister Jäger: Anzeichen für politische Tat

Laut Nordrhein-Westfalens Innenminister, Ralf Jäger (SPD), sprechen die ersten Anzeichen für eine politisch motivierte Tat." Nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft und Polizei, ergab das psychologische Gutachten keine Anhaltspunkte für eine Schuldunfähigkeit. Der 44-Jähreige werde wegen Verdachts des versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in vier Fällen dem Haftrichter vorgeführt.

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nahm am Samstagabend ebenso wie CDU-Landeschef Armin Laschet und der FDP-Vorsitzende Christian Lindner an einer Menschenkette vor dem Historischen Rathaus in Köln teil. "Wir stehen hier zusammen als Demokraten, um ein Zeichen zu setzen, gegen diese verabscheuungswürdige Tat", sagte Kraft.

Rekowski: Für Zusammenhalt der Gesellschaft eintreten

Politiker und Kirchenvertreter riefen angesichts der vermuteten fremdenfeindlichen Motive zu einem verstärkten Kampf gegen Rassismus auf. Der Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Peter Altmaier, verurteilte den Anschlag als verachtenswert und abscheulich. "Auch wenn wir die genauen Hintergründe noch nicht kennen: Wir müssen uns zu jedem Zeitpunkt deutlich abgrenzen von jeder Form von Ausländerfeindlichkeit und Gewalt", sagte der Kanzleramtsminister den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben).

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, sagte, alle Menschen seien jetzt gefordert, für den Zusammenhalt der Gesellschaft einzutreten und "denen entschlossen entgegenzutreten, die Fremdenhass verbreiten und vor Gewalt nicht zurückschrecken".

Bestürzung äußerte auch die Türkisch-Islamische Union (Ditib). Die Festnahme des Täters nähre die Hoffnung, dass die Hintergründe schnell aufgedeckt werden, erklärte der Ditib-Vorsitzende Nevzat Yasar Asikoglu. Auch die Synagogengemeinde Köln verurteilte den Anschlag.