Britisches Unterhaus stimmt gegen Sterbehilfe-Gesetz

epd-bild / Werner Krüper
Einen Entwurf für ein Sterbehilfe-Gesetz haben die Abgeordneten des britischen Unterhauses abgelehnt.
Britisches Unterhaus stimmt gegen Sterbehilfe-Gesetz
Im britischen Unterhaus ist am Freitag ein Gesetzentwurf zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Die Abgeordneten diskutierten teilweise emotional.

London (epd)Der Entwurf sieht vor, dass Ärzte unheilbar erkrankten Patienten, die eine Lebenserwartung von unter sechs Monaten haben, zum Tod führende Medikamente geben können. Der Abstimmung war eine zum Teil sehr emotional geführte Debatte vorausgegangen. 118 Parlamentarier stimmten für das Gesetz, 330 dagegen.

Mehr als 80 Parlamentarier hatten sich auf die Rednerliste setzen lassen. Abgeordnete berichteten über ihre eigenen Erfahrungen mit sterbenden Angehörigen und Freunden sowie Berichten aus ihren Wahlkreisen. Vor der Debatte war mit einem knappen Abstimmungsergebnis gerechnet worden. Viele Abgeordnete hatten erst während der Debatte entschieden, wie sie abstimmen werden.

Kirchen gegen Entwurf

Der Labour-Abgeordnete Rob Marris, der den Entwurf im Unterhaus eingebracht hatte, sagte, die derzeitige Gesetzgebung sei nicht ausreichend. Es gebe zu viele "amateurhafte Suizide" und "zu viele Reisen zu Dignitas in die Schweiz. "Es war an der Zeit, dass das Parlament diese Fragen debattiert, denn die "sozialen Einstellungen haben sich verändert", argumentierte er.

Die anglikanische Kirche von England lehnt die Legalisierung aktiver Sterbehilfe strikt ab. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hatte die Abgeordneten eindringlich davor gewarnt, für die Gesetzesinitiative zu stimmen. Das Gesetz "überschreite einen rechtlichen und ethischen Rubikon", schrieb er. Auch die katholischen Bischöfe, jüdische und islamische Geistliche sowie Vertreter der Sikh hatten sich gegen das Gesetz gewandt.

Der Respekt für das Leben anderer sei das Herz sowohl der Straf- als auch der Menschenrechte und sollte nicht aufgegeben werden, schrieb Welby. Es sei zwar keine Straftat, sich umzubringen, aber dennoch würde man sonst alles dafür tun, um Suizide zu verhindern. Das Gesetz würde diese Haltung auf den Kopf stellen. Nicht nur würde der Suizid legitimiert, er würde sogar unterstützt. Hingegen hatte einer seiner Vorgänger, George Carey, den Gesetzentwurf befürwortet. Er argumentierte, es sei zutiefst christlich und moralisch, Ärzten die Suizidhilfe bei todkranken Menschen zu erlauben.

Erste Debatte seit 1997

Vor dem Parlament hatten sich am Freitag Aktivisten versammelt, um für und gegen den Gesetzentwurf zu demonstrieren. Die im Rollstuhl sitzende Schauspielerin Liz Carr sagte, bevor man jemandem helfe zu sterben, sollte dafür gesorgt werden, dass die Menschen alle nötige Unterstützung zum Leben erhielten. Auch die meisten britischen Behindertenorganisationen hatten sich gegen das Gesetz ausgesprochen.

Es war das erste Mal seit 1997, dass ein Gesetz zur Sterbehilfe im Unterhaus debattiert wurde. Eine Gesetzesinitiative im Oberhaus war bereits in der vergangenen Legislaturperiode gescheitert.