Freiwilligendienst für Kurzentschlossene

Foto: Getty Images/fStop/Brian Caissie
Freiwilligendienst für Kurzentschlossene
Evangelische Träger bieten auch kurzfristig Einsätze an
Rund 14.000 junge Menschen leisten pro Jahr bei evangelischen Trägern einen Dienst im In- oder Ausland. Martin Schulze, Geschäftsführer der Evangelische Freiwilligendienste gGmbH, spricht im Interview über die Voraussetzungen und Möglichkeiten, die passende Stelle zu finden.

Wer sich jetzt auf die Suche nach einem FSJ-Platz macht, ist spät dran. Haben Kurzentschlossene dennoch Chancen auf einen Platz? Wo finden sie einen Überblick über die freien Stellen?

Martin Schulze: Die meisten Freiwilligen beginnen ihren Einsatz in der Tat im Spätsommer, im August oder September. Aber auch für Kurzentschlossene gibt es aktuell noch einige Stellen. Wer jetzt noch einen Platz für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) sucht, spricht am besten direkt die Anbieter in der gewünschten Region an. Ein vielfältiges Angebot mit rund 11.000 Einsatzstellen und speziell gekennzeichneten Stellen für Kurzentschlossene hat außerdem die evangelische Stellenbörse für Freiwilligendienste www.ein-jahr-freiwillig.de. Wer zeitlich flexibel ist, hat noch weitere Chancen, denn bei vielen Anbietern kann man auch zu anderen Zeitpunkten im Jahr einsteigen.

Welche Stellen werden angeboten - in welchen Bereichen können Interessierte sich überhaupt engagieren?

Schulze: Einsatzmöglichkeiten gibt es viele, sei es in Kindergarten, Kirchengemeinde, Jugendzentrum, Krankenhaus, Seniorenheim oder Wohngruppe. Freiwillige können sich in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, mit Behinderten, alten oder kranken Menschen engagieren. Hinzu kommen Menschen in besonderen Lebenssituationen, etwa Flüchtlinge.

"Je früher man sich informiert, desto größer ist die Auswahl an Stellen"

Gibt es spezielle Fristen oder Voraussetzungen zu beachten?

Schulze: Es gibt keine generellen Fristen, aber je früher man sich informiert und bewirbt, desto größer ist natürlich die Auswahl an Stellen. Für einen Freiwilligendienst im Ausland muss man sich in der Regel schon im Vorjahr bewerben. Wer jetzt starten will, der sollte möglichst schnell Kontakt zu einem Anbieter aufnehmen. Außer der Erfüllung der Vollzeitschulpflicht gibt es keine formalen Voraussetzungen. Erwartet wird die Bereitschaft, sich mit anderen Menschen zu beschäftigen und die übertragenen Aufgaben verantwortungsvoll zu übernehmen.

Welche Fragen sollte man sich stellen, bevor die Suche nach einem geeigneten Platz für einen Freiwilligendienst beginnt?

Schulze: Zunächst sind das wohl grundsätzliche Fragen: Bin ich offen für andere Menschen und ihre Lebenssituation? Bin ich bereit mich über einen längeren Zeitraum zu engagieren? Habe ich Lust über mich selbst nachzudenken? Bin ich bereit, mich mit anderen auszutauschen? Bin ich neugierig auf soziale und kirchliche Einsatzfelder? Habe ich Interesse mich mit Fragen des christlichen Glaubens auseinanderzusetzen? Ob und welcher Glaubensgemeinschaft ein Interessierter angehört, ist für einen Freiwilligendienst in der evangelischen Trägergruppe nicht entscheidend. Natürlich gibt es auch praktische Fragen: Bin ich an einen Ort oder eine Region gebunden? In welchem Bereich möchte ich tätig sein?

"Viele Freiwillige entdecken Fähigkeiten, die sich vorher gar nicht zugetraut hätten"

Haben Sie Tipps, wie Kurzentschlossene rausfinden können, welche Aufgaben ihnen liegen?

Schulze: Man kann sich natürlich fragen, ob man lieber pädagogisch, pflegerisch, oder kulturell tätig sein möchte. Wer unsicher ist, kann auch auf www.ein-jahr-freiwillig.de stöbern: Hier werden die verschiedenen Tätigkeitsbereiche vorgestellt, Freiwillige schildern ihre Erfahrungen. Aber das Besondere am Freiwilligendienst ist ja auch die Möglichkeit, dazu zu lernen: Viele Freiwillige entdecken oder entwickeln Fähigkeiten, die sie sich vorher gar nicht zugetraut hätten.

Welche Unterlagen sollte man sich für eine Bewerbung zurechtlegen?

Schulze: Meist sind ein Anschreiben oder ein ausgefüllter Bewerbungsbogen des Anbieters (online oder offline) erforderlich, zusammen mit einem Lebenslauf und einem Foto. Außerdem kann ein Motivationsschreiben gefragt sein, in dem Interessierte darlegen, warum sie einen Freiwilligendienst machen möchten.

Was zeichnet Freiwilligendienste bei evangelischen Trägern aus?

Schulze: Die evangelische Trägergruppe steht für rund 60 Organisationen aus Jugendarbeit, Diakonie, Landes- und Freikirchen, die regional, bundesweit und international Freiwilligendienste anbieten. Wir verfügen über jahrzehntelange Erfahrung und haben Freiwilligendienste von Beginn an als Bildungs- und Orientierungszeit für Menschen gesehen und entwickelt. Die Träger führen die Freiwilligendienste nach gemeinsam vereinbarten Qualitätsstandards durch. Pro Jahr sind heute rund 14.000 Freiwillige in der evangelischen Trägergruppe im Einsatz - im FSJ, BFD und in internationalen Freiwilligendiensten.