Film soll Reformator Zwingli als sinnenfreudigen Mensch zeigen

Film soll Reformator Zwingli als sinnenfreudigen Mensch zeigen
Der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli soll in einem neuen Spielfilm als sinnenfreudiger Mensch dargestellt werden. "Wir wollen das überlieferte Bild des strengen Reformators Zwingli geraderücken", sagt Mario Krebs von der deutschen Produktionsfirma Eikon in Genf.
29.06.2015
epd
Jan Dirk Herbermann

Zwingli (1484-1531) habe die Musik geliebt, und für ihn habe durchaus auch die Erotik eine Rolle gespielt, sagte Krebs, Co-Produzent des Films. Der Spielfilm werde 2018 im Kino anlaufen und 2019 im deutschen und Schweizer Fernsehen ausgestrahlt. Für reformierte Christen in Zürich ist der 1. Januar 2019 ein zentraler Gedenktag, der an den ersten Arbeitstag Zwinglis als Großmünsterpfarrer vor 500 Jahren erinnert.

Krebs, der für die ARD auch einen Film über Katharina von Bora und Martin Luther zum Reformationsjubiläum 2017 produziert, kündigte an, den Zwingli-Streifen möglichst an Originalschauplätzen in Zürich zu drehen. "Das Pfarrhaus Zwinglis steht noch, und wir müssen um das Großmünster einige Reklametafeln abhängen", sagte Krebs.

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Produzentin des Zwingli-Films ist die Schweizerin Anne Walser von C-Films in Zürich. Das Drehbuch schreibt die Autorin und Journalistin des Zürcher "Tages-Anzeigers", Simone Schmid. Martin Breitenfeldt von der Evangelisch-Reformierten Kirche des Kantons Zürich hatte die Idee für das Projekt. Über die Schweiz und Deutschland hinaus erhofft sich Krebs auch ein Publikum für den Film in den USA. Zwingli habe als Reformator auch jenseits des Atlantiks einen großen Einfluss, sagte er.

Welcher Schauspieler Zwingli spielen wird und ob die Dialoge im Zürcher Dialekt geführt werden, sei noch unklar. "Wir wollen ein authentisches Werk über einen großen Reformator produzieren, gewiss aber keinen weiteren Historienschinken", versicherte Krebs.

Die Macher des Films schließen sich laut dem Eikon-Produzent einerseits der deutschen und internationalen Lutherdekade an, die die Feiern zum 500. Jahrestag des Wittenberger Thesenanschlags durch Martin Luther (1483-1546) vorbereitet. Andererseits wollten sie die Einzigartigkeit der Zürcher Reformation zeigen.  Dass sich die Zürcher Bürger damals in einer öffentlich geführten Diskussion eine Meinung zu Zwinglis Positionen bilden konnten, bevor der gewählte Stadtrat mehrheitlich für die Durchsetzung der Reformation stimmte, erscheine aus heutiger Sicht selbstverständlich, betonte Krebs. Damals sei das allerdings ungewöhnlich gewesen.

Das gelte auch für den von Zwingli bewirkten Beschluss, die Einnahmen der Klöster, die aufgelöst wurden, für die städtische Armenfürsorge zu verwenden. "Zwingli war eben nicht nur Theologe sondern auch Politiker", erläutert Krebs.