Bischof Meister warnt vor Herabsetzung des Alten Testaments

Bischof Meister warnt vor Herabsetzung des Alten Testaments
Der evangelische Landesbischof Ralf Meister hat davor gewarnt, den Stellenwert des Alten Testaments im Christentum herabzusetzen.

In der Geschichte der Kirche seien die Versuche, das Alte Testament von der christlichen Bibel abzutrennen, oftmals mit einer theologischen und sozialen Ausgrenzung des Judentums einhergegangen, sagte er am Freitag in Hannover vor der Landessynode, dem Kirchenparlament. Das Alte Testament ist identisch mit der hebräischen Bibel, die auch von den Juden als heilige Schrift betrachtet wird.

Meister bezog sich damit auf umstrittene Äußerungen des Berliner Theologie-Professors Notger Slenczka, der die Zugehörigkeit des Alten Testaments zu den Heiligen Schriften der Christen in Zweifel gezogen hatte. Slenczka argumentierte, die hebräische Bibel spreche in erster Linie zum Judentum, von dem sich das Christentum getrennt habe.

Es handele sich um die Identität stiftende Urkunde einer anderen Religion. Eine christliche Deutung des Alten Testamentes enteigne das Judentum und fördere Antijudaismus. Slenczkas Thesen stießen unter Fachkollegen, beim Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und bei mehreren Bischöfen auf massive Kritik.



Auch Meister ging in der Sache auf Distanz zu Slenczka. "Die Interpretation des Neuen Testaments ist nicht möglich ohne den Bezug auf das Alte Testament", unterstrich er in seinem Bischofsbericht. Die christliche und die jüdische Lesart der hebräischen Bibel stünden in Spannung zueinander, dies müssten aber beide Seiten aushalten.

Die Spannung sei jedoch kein Grund, das Alte Testament aus der Reihe der Heiligen Schriften herauszunehmen. "Das Neue Testament führt nicht aus dem Alten heraus", sagte Meister. Es führe vielmehr Menschen aus den nichtjüdischen Völkern in das Alte Testament hinein.

In einem epd-Gespräch nahm der Bischof jedoch Slenczka auch in Schutz vor Kritik. Die von Slenczka angestoßene Debatte müsse immer wieder geführt werden. Keinesfalls dürften Kritiker dem Professor Antijudaismus unterstellen.

Von den Slenczka-Thesen hatten sich zuvor mehrere Bischöfe distanziert, unter ihnen Jochen Cornelius-Bundschuh aus Karlsruhe, Markus Dröge aus Berlin und Martin Hein aus Kassel. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, empfahl, die Debatte "nicht so hoch zu hängen". Slenczka ist stellvertretender Vorsitzender des Theologischen Ausschusses der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.