Weniger "Pegida"-Anhänger in Dresden als erwartet

Weniger "Pegida"-Anhänger in Dresden als erwartet
Proteste gegen Wilders-Auftritt
Weniger "Pegida"-Anhänger als erwartet sind am Montagabend zu einem Auftritt des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders nach Dresden gekommen. Anstatt der angekündigten 30.000 Teilnehmer versammelten sich Beobachtern zufolge nur etwa 8.000 Menschen auf dem Ostragehege, um den Islamkritiker zu hören.

Die Polizei gab unter Verweis auf die geschlossene "Pegida"-Veranstaltung neben dem Dresdner Messegelände keine Teilnehmerzahlen bekannt. Begleitet wurde der umstrittene Auftritt Wilders von mehreren Demonstrationen und Protestkundgebungen in der Dresdner Innenstadt. Daran beteiligten sich nach Polizeiangaben insgesamt bis zu 3.000 Menschen. Darunter waren unter anderem auch die beiden Bundesvorsitzenden der Grünen, Simone Peter und Cem Özdemir, sowie die Parteichefin der Linken, Katja Kipping. Laut Polizei blieben die Gegenproteste weitgehend friedlich.

Spontandemonstrationen und Friedensgebet von "Pegida"-Gegnern

Die vom Bündnis "Dresden nazifrei" angekündigten Blockaden von Zufahrtsstraßen zum "Pegida"-Veranstaltungsort kamen nicht zustande. Die Polizei war mit insgesamt mehr als 1.500 Beamten im Einsatz. Eine Demonstration in Hör- und Sichtweite der "Pegida"-Kundgebung wurde von der Stadt und dem Verwaltungsgericht untersagt. Allerdings kam es zu Spontandemonstrationen von "Pegida"-Gegnern am Rande von Zufahrtsstraßen zum Veranstaltungsort.

Am Nachmittag beteiligten sich bis zu 2.500 Menschen an einem Sternmarsch unter dem Motto "Vielfalt vor Einheit". Aufgerufen hatte dazu das Bündnis "Dresden für Alle". In der Dresdner Kreuzkirche versammelten sich rund 400 Menschen zu einem Friedensgebet. Auf dem Altmarkt kamen im Anschluss rund 500 Menschen zu einer Kundgebung für religiöse Vielfalt zusammen.

Özdemir betonte bei einer Kundgebung, die demokratischen Parteien müssten sich stärker zusammenschließen. Er sei nach Dresden bekommen, um zu zeigen, dass das bürgerliche Deutschland Menschen in Not und Flüchtlinge aus Kriegsgebieten willkommen heißt. Der sächsische Innenminister und CDU-Kandidat für das Dresdner Oberbürgermeisteramt Markus Ulbig nannte Wilders einen Menschen, "der Hass in sich trägt und spaltet".

Wilders lobte in seiner auf deutsch gehaltenen Rede unter anderem die "Pegida"-Anhänger als "Helden", weil sie mit ihrem Einsatz die abendländische Kultur verteidigen würden. Außerdem betonte der bekannte Islamkritiker, der Islam gehöre nicht zu Deutschland.

Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Dresden, Nora Goldenbogen, forderte auf bei der Kundgebung auf dem Altmarkt dazu auf, nicht müde zu werden, sich für Religionsfreiheit einzusetzen. Die Situation in Dresden, wo seit Monaten islamfeindliche "Pegida"-Anhänger auf die Straße gehen, bezeichnete sie als "eine starke Beunruhigung". Die Zivilgesellschaft sei noch stärker gefragt. Auch von Seiten der Politik sei es ihr "einfach noch zu still", sagte Goldenbogen.

"Jeder Mensch muss seine religiöse Grundüberzeugung leben dürfen"

Sachsen Integrationsbeauftragte Petra Köpping (SPD) sagte am Rande der Kundgebung dem epd, es sei "wichtig, gemeinsam Seite an Seite zu stehen". Der Weltanschauungsbeauftragte der sächsischen Landeskirche, Harald Lamprecht, forderte, "jeder Mensch muss seine religiöse Grundüberzeugung leben dürfen".

"Pegida"-Chef Lutz Bachmann kündigte für den 27. April die nächste Kundgebung der islamfeindlichen Bewegung an. Zuletzt hatten die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" am Ostermontag mehr als 7.000 Menschen in Dresden zu einer Kundgebung auf die Beine gebracht.