Tröglitzer Pfarrer: "Der Brandanschlag hat Leute wachgerüttelt"

Demonstration nach Brandstiftung in künftiger Asylunterkunft in Tröglitz
Foto: epd-bild/Maike Gloeckner
Nach dem Brandanschlag demonstrierten Bürger in Tröglitz unter dem Motto "Miteinander Füreinander".
Tröglitzer Pfarrer: "Der Brandanschlag hat Leute wachgerüttelt"
Nach dem Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz (Burgenlandkreis) sieht der evangelische Pfarrer des Ortes, Matthias Keilholz, kaum Alternativen zur Flüchtlingsunterbringung. Er nimmt wahr, dass sich mittlerweile mehr Menschen im Ort für Zuwanderer einsetzen.

Es gebe nicht viele Möglichkeiten, "denn der Landkreis muss ja die Menschen, die zu ihm kommen, irgendwo unterbringen. Und Tröglitz ist einer der Standpunkte, der vorgesehen war", sagte Keilholz am Mittwoch im Berliner Hörfunksender Radioeins. Er hoffe deshalb auf deutliche Signale aus anderen Orten, aus der Politik, aus der Kirche, aus Vereinen, "die deutlich sagen: Wir nehmen Menschen auf, die in Not sind. Das ist unsere allererste Menschenpflicht."

Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), hatte am Dienstag erklärt, dass nach dem Brand in der Gemeinschaftsunterkunft statt der ursprünglich geplanten 40 Flüchtlinge Ende Mai zunächst nur zehn Asylbewerber in dem Ort bei Zeitz eine Unterkunft in privaten Räumen finden können.

Der Tröglitzer Pfarrer erklärte weiter mit Blick auf zivilgesellschaftliches Engagement in Tröglitz: "Also im Moment ist es schon gefährlich, zumindest wird man oft schräg angesehen. Aber es gibt immer mehr Stimmen von Menschen, die sagen 'Wir wollen die Flüchtlinge hier haben.'" Mittlerweile würden mehr Tröglitzer auf die Straße und sagen, sie wollen sich für Asylbewerber einsetzen. "Ich denke, dass der Brandanschlag vom Wochenende da tatsächlich die Leute auch wachgerüttelt hat", sagte Keilholz.

Der Pfarrer räumte allerdings ein, dass die Lage in Tröglitz anfangs von vielen Beteiligten falsch eingeschätzt wurde: In Tröglitz hätten sich die Menschen vereinnahmen lassen von der NPD, die mit Demonstrationen seit Wochen Stimmung gegen das Flüchtlingsheim gemacht habe. Viele Bewohner des Ortes hätten nicht gemerkt, wer das Thema besetzt hat.

In dem ursprünglich vorgesehen Flüchtlingsheim hatten Unbekannte in der Nacht zum Samstag Feuer gelegt. Dabei war der gesamte Dachstuhl ausgebrannt. Der Brand sorgte bundesweit für Entsetzen. Der 2.700-Einwohner-Ort Tröglitz geriet bereits vor Wochen in die Schlagzeilen, nachdem der frühere ehrenamtliche Ortsbürgermeister Markus Nierth wegen Anfeindungen von Rechtsextremen von seinem Amt zurücktrat.