Filmkritik: "Kingsman: The Secret Service"

Filmkritik: "Kingsman: The Secret Service"
Handystrahlen doch giftig!: Regisseur Matthew Vaughn ist ein Spezialist für Superhelden-Blockbusterkino. Mit "Kingsman: The Secret Service" hat er eine britische Comicserie adaptiert – als augenzwinkernde Hommage an den frühen James Bond, mit einem irren Schurken und dem noblen Colin Firth als Top-Agent.
12.03.2015
epd
David Siems

Der Schlüsselmoment dieser Abenteuergeschichte kommt, als der alternde Held und der Bösewicht sich erstmals am edlen Mahagonitisch gegenübersitzen und der eine den anderen verbal aus der Deckung locken will. Da fragt der langjährig als Schurke erprobte Samuel L. Jackson den stets um Understatement bemühten Colin Firth: "Mögen Sie Agentenfilme?" Der zieht eine Braue hoch und parliert ob seiner aufgeflogenen Tarnung: "Ach, die sind leider so ernst geworden...".

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Man ahnt: Wer bei  den jüngsten Materialschlachten von James Bond, Jason Bourne oder Jack Ryan die Kombination von Coolness, Augenzwinkern und schwülstigen Sprüchen vermisste, ist bei "Kingsman" gut aufgehoben. Der Film basiert auf der Comicreihe "The Secret Service" von Dave Gibbons und Mark Millar, zwei Briten, die keinen Hehl daraus machen, dass sie mit Dr. No und Goldfinger aufgewachsen sind. Der Grundidee treu bleibt auch Regisseur Matthew Vaughn, der mit so unterschiedlichen Filmen wie "Layer Cake", "Kick-Ass" und "X-Men – Erste Entscheidung" große Erfolge feierte und hier allerhand Teenage-Fantasien durcheinanderwirbelt.

Aber der Reihe nach: Die titelgebenden Kingsmen sind britische Geheimagenten, die noch geheimer als der Secret Service arbeiten und ihre Existenz in einer dieser Boutiquen für Dandy-Mode verstecken, in denen man sich nahezu genötigt sieht, die Schuhe auszuziehen. Die Mitglieder sind benannt nach der Tafelrunde, an deren Kopfende Michael Caine, der personifizierte britische Gentleman, sitzt. Eigentlicher Anführer aber ist Harry Hart (Colin Firth), der mit kühler Lässigkeit die Gegner zermalmt, ohne dass sein Einstecktuch zerknittert. Der Ritter im feinen Zwirn rekrutiert für das Kingsman-Aufnahmeprogramm den jungen Draufgänger Eggsy (Taron Egerton), der sich fortan im Wettbewerb gegen eine Handvoll hochnäsiger Elitekids durchsetzen muss. Ruppige Straßenweisheit mit Pub-Attitüde versus feine Herrschaften – aus dieser Grundkonstellation bezieht der Film einige gelungene Dialoge und Pointen.

Tollwütige Massenmörder

Nicht ganz so ausgereift erscheint die Storyline: Medienmogul Valentine ( Jackson) bereitet die globale Revolution vor: Seine neu auf den Markt geworfenen SIM-Karten versprechen Gratisinternet, wann immer man will. Was niemand weiß: Wer sie benutzt, verwandelt sich durch vergiftete elektromagnetische Wellen umgehend in einen tollwütigen Massenmörder. "Die Menschen sind wie ein Virus. Retten wir die Erde, indem wir die globale Population drastisch verringern!", schwadroniert lispelnd der teuflische Gegenspieler.

Bond-Fans klassischer Schule bekommen hier, was sie brauchen: vertraute Agenten-Gadgets (Schuh mit Klappmesser!), im doppelten Wortsinn messerscharfe Sidekicks und ein furioses Finale, das natürlich jeder Logik widerspricht. Einen Bösewicht, der sich jedes Mal erbricht, wenn er Blut sieht, kann man eben wenig ernst nehmen. Aber dafür sind die Kingsmen auch nicht da – mit Ernsthaftigkeit wollen sie nichts zu tun haben, auch wenn der äußere Schein den Eindruck vermittelt.

Großbritannien 2014. Regie: Matthew Vaughn. Buch: Jane Goldman, Matthew Vaughn. Mit: Samuel L. Jackson, Mark Hamill, Colin Firth, Michael Caine, Mark Strong, Taron Egerton, Jack Davenport. Länge: 129 Minuten. FSK: ab 16 Jahre.