DDR-Zwangsarbeiter bei Ikea offenbar kein Einzelfall

DDR-Zwangsarbeiter bei Ikea offenbar kein Einzelfall
Die schwedische Möbelfirma Ikea war nach Angaben der Stasiunterlagen-Behörde nicht das einzige westliche Unternehmen, das seine Produkte in der DDR fertigen ließ und damit vermutlich auch von der Zwangsarbeit von Gefangenen profitierte.

Es habe eine ganze Reihe von Unternehmen aus dem westlichen Ausland gegeben, mit denen Produktionsverträge abgeschlossen worden seien, sagte  Behördensprecherin Dagmar Hovestädt am Mittwoch in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Nach Angaben eines schwedischen Fernsehsenders gibt es Belege dafür, dass für die Produktion von Ikea-Möbeln Zwangsarbeiter, darunter auch politische Gefangene, in DDR-Gefängnissen eingesetzt wurden. Nach Hovestädts Angaben war solche Arbeit für Häftlinge an der Tagesordnung. Politische und kriminelle Gefangene seien dabei gleich behandelt worden. Es sei begrüßenswert, dass Ikea sich jetzt der Aufarbeitung der eigenen Geschichte stellt, sagte Hovestädt.

Produktion in den 1980er Jahren

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Schweden hat nach ihren Angaben bereits vor einigen Monaten einen Forschungsantrag gestellt. Mehrere hundert Seiten seien bereits zur Verfügung gestellt worden. Die Recherche sei aber noch nicht beendet. Nach Hovestädts Angaben geht es vor allem um die Produktion von Ikea-Möbeln in den 80er Jahren in der DDR.

Die DDR-Staatssicherheit sei in die Abläufe involviert gewesen, weil sie grundsätzlich den Handel beobachtete, bei dem Devisen flossen, erklärte Hovestädt. Inwieweit Ikea unterstellt werden könne, von den Umständen der Produktion gewusst zu haben, könne sie indes nicht beurteilen. "Man muss das genau prüfen", sagte Hovestädt. Von außen habe der Produktionsablauf nicht unbedingt überblickt werden können, sagte sie.

"Nehmen Vorwürfe sehr ernst"

Ikea erklärte in einer Stellungnahme, die Vorwürfe "sehr ernst" zu nehmen. Das Unternehmen verurteile die Beschäftigung von politischen Gefangenen in der Produktion auf Schärfste. Die im Herbst begonnenen Nachforschungen sollen nun beschleunigt werden, kündigte das Möbel-Unternehmen an.

Der Leiter der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, forderte laut Medienberichten eine Entschädigung für den Fall, dass politische Gefangene für Ikea tätig sein mussten. Zudem beklagt er, dass das Thema bislang nicht ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt wurde.