Diakonie kritisiert Pläne zur Verteilung minderjähriger Flüchtlinge

Diakonie kritisiert Pläne zur Verteilung minderjähriger Flüchtlinge
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge dürfen nach Auffassung von Diakonie-Präsident Ulrich Lilie nicht wie Erwachsene auf die Bundesländer verteilt werden.

Ansonsten sei das Kindeswohl gefährdet, warnte Lilie am Dienstagabend bei einem Senatsempfang zum 50-jährigen Bestehen des Diakonischen Werkes in Bremen. Damit wandte sich Lilie gegen eine bayerische Bundesratsinitiative zur Verteilung minderjähriger Flüchtlinge. Bremen unterstützt den bayerischen Vorstoß, weil die Jugendhilfeeinrichtungen im kleinsten Bundesland überlastet sind.

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Anders als erwachsene Asylsuchende werden minderjährige Flüchtlinge dort in Obhut genommen, wo sie zuerst ankommen. Das soll ihnen Stabilität und Sicherheit geben. Es führt aber auch dazu, dass Länder wie Bremen, Hamburg und Bayern bislang im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders viele Jugendliche aufnehmen. Sie sollten wie bei den Erwachsenen nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel auf die Kommunen verteilt werden, fordern nun Innenminister und Ausländerbeauftragte der Länder.

Lilie betonte dagegen, nicht die Jugendlichen, sondern die Kosten müssten fair verteilt werden. Der Aspekt der Familienzusammenführung müsse viel stärker in den Blick genommen werden, forderte der Diakonie-Präsident laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript.

"Wir haben zum Beispiel in Bayern die schwierige Situation, dass unbegleitete jugendliche Flüchtlinge auf dem Weg zu Familienangehörigen in Dänemark, Belgien oder Schweden aus den Zügen geholt werden." Sie würden dann dem Jugendamt übergeben und kämen in irgendein Dorf. Es dauere oft Monate, bis sie letztlich dort ankämen, wo sie hinwollten. Die zuständigen Behörden sollten Lilie zufolge von Anfang an auf den Wunsch der Kinder und Jugendlichen setzen, um ihre Integration zu fördern.

Der leitende evangelische Theologe forderte überdies eine vorausschauende Flüchtlingspolitik. "Deutschland wird auch in den nächsten Jahren sehr viel mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen als bisher." Die Gesellschaft müsse eine Mitverantwortung für ein sicheres Leben von Menschen übernehmen, die Unsägliches erlitten hätten. "Dieses Thema darf nicht im stillen Winkel abgehandelt werden, denn das bestärkt nur Gruppen wie 'Pegida' in Dresden."