Franziskus geht auf Orthodoxe und Muslime zu

Foto: Agenzia Romano Siciliani/O.R./Osservatore Romano
Franziskus geht auf Orthodoxe und Muslime zu
Ein symbolträchtiger Besuch in einem muslimischen Gotteshaus und eine kraftvolle Friedensbotschaft, verkündet zusammen mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I., waren die Höhepunkte des Türkeibesuchs des Papstes.

Papst Franziskus hat sich am letzten Tag seiner Türkei-Reise für eine Überwindung der Spaltung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche stark gemacht. In einer gemeinsamen Erklärung mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I., dem Ehrenoberhaupt der Orthodoxen, betonte Franziskus am Sonntag in Istanbul, angesichts der Konflikte in aller Welt sei eine Annäherung umso dringender. Am Samstag hatte Papst Franziskus erstmals seit seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr eine Moschee besucht.

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Franziskus und Bartholomäus riefen zu verstärkten Bemühungen um ein Ende der Konflikte in Syrien und im Irak auf: "Die schreckliche Situation der Christen und aller, die im Nahen Osten leiden, erfordert nicht nur Gebet sondern eine angemessene Antwort der internationalen Gemeinschaft."

"Die Stimme der Opfer der Konflikte drängt uns, zügig auf den Weg der Versöhnung und er Gemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen weiterzugehen", sagte Franziskus bei den Feierlichkeiten zum Andreasfest im ökumenischen Patriarchat in Istanbul. "Von hier hören wir diese Stimme sehr deutlich, weil einige Nachbarländer von einem grausamen und unmenschlichen Krieg gezeichnet sind."

Der Wunsch nach Wiederherstellung der vollen Einheit zwischen katholischer und orthodoxer Kirche bedeutet nach den Worten des Papstes nicht, die jeweils andere Seite unterwerfen oder sich einverleiben zu wollen. Gemeinsam seien Katholiken und Orthodoxe aufgefordert, sich für die Menschenwürde derer einzusetzen, die von wachsender Armut und Arbeitslosigkeit bedroht sind. Sie müssten Ungleichheit, Mangel an menschenwürdiger Arbeit, Land und Wohnraum sowie die Verletzung der Arbeitnehmerrechte als strukturelle Ursachen der Armut bekämpfen.

Sich füreinander öffnen

Am zweiten Tag seiner Türkei-Reise hatte Papst gemeinsam mit dem Mufti von Istanbul, Rahmi Yaran, einen Moment im stillen Gebet in der Sultan-Ahmet-Moschee verbracht, der sogenannten Blauen Moschee des früheren Konstantinopel. In der Hagia Sophia ließ sich der Papst die Mosaiken, Fresken und Kalligraphien mit den Namen von Allah und Mohammed erklären lassen. Die Hagia Sophia wurde im 6. Jahrhundert als Kirche errichtet, später als Moschee genutzt und ist heute ein Museum.

Im Rahmen eines katholischen Gottesdienstes in der Istanbuler Heilig-Geist-Kathedrale forderte der Papst anschließend die Kirchen auf, sich nicht gegeneinander abzugrenzen und zu verteidigen, sondern sich füreinander zu öffnen. Die scheinbare Unordnung der Vielfalt der Christenheit stelle einen "gewaltigen Reichtum" dar, sagte er in seiner Predigt.