Militärbischof: Gewalt nicht religiös begründbar

Militärbischof: Gewalt nicht religiös begründbar
Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck mahnt einen differenzierten Blick auf scheinbar religiös motivierte Kriege und Konflikte an.
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"Im Islam wie im Christentum gibt es keinen Gott, der die Menschen zu Gewalt aufruft", sagte Overbeck am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion in Berlin. So gehe es etwa bei den Gräueltaten der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) nicht um Gewalt, die religiös begründet, sondern religiös gerechtfertigt werde.

In diesem Zusammenhang hob der Militärbischof hervor, dass die internationale Gemeinschaft in Syrien oder im Irak viel früher hätte einschreiten müssen, um den Vormarsch des "Islamischen Staates" zu stoppen. "Wir sind dann aufgefordert, andere zu schützen, wenn es keine Schutzmöglichkeiten für Minderheiten gibt", sagte Overbeck. Verhandlungen nützten in diesem Konflikt nicht. Das Gebot "du sollst nicht töten" müsse hier um den Zusatz "du sollst nicht töten lassen" ergänzt werden. Sehenden Auges Morde zuzulassen, könne genauso schuldig machen.

Nach Ansicht des katholischen Theologen und Philosophen Heinz-Günther Stobbe "bastelt sich der IS seine historische Ideologie" zusammen. Die Terrorgruppe gebe vor, sich auf Regeln und Strukturen des ursprünglichen Islams zu berufen. Dies entspreche aber nicht der Wahrheit.

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Wenn Leib und Leben von Minderheiten durch radikalisierte Gruppen bedroht seien, müsse die internationale Gemeinschaft helfen. "Das ist systematisches Morden", sagte Stobbe. Im Irak und in Syrien hätten die Auseinandersetzungen ein Ausmaß erreicht, dass ein weiteres militärisches Eingreifen rechtfertige. Der emeritierte Professor betonte dabei, dass die Religionsfreiheit langfristig das Mittel sei, um Frieden zu sichern. Die Anerkennung der Religionsfreiheit als unbedingtes Menschenrecht müsse an vorderster Stelle stehen, sagte Stobbe.