Filmkritik: "The Equalizer"

Timothy Smith, Robert Wahlberg und Denzel Washington in einer Szene des Films "The Equalizer".
Foto: dpa/Sony Pictures
Timothy Smith, Robert Wahlberg und Denzel Washington in einer Szene des Films "The Equalizer".
Filmkritik: "The Equalizer"
Action und Gefühl: Ein Actionfilm, der mit einem Zitat von Mark Twain beginnt: Der amerikanische Blockbuster "The Equalizer" mit Denzel Washington nimmt sich Zeit für Charaktere und Handlung.
08.10.2014
epd
Andreas Busche

Mit "Training Day" (2001) verhalf Regisseur Antoine Fuqua seinem Hauptdarsteller Denzel Washington zum ersten Hauptrollen-Oscar. Nun bringt der Fuqua-Film "The Equalizer" die beiden erneut zusammen. Er basiert auf der gleichnamigen Fernsehserie aus den 80er Jahren, in der der Brite Edward Woodward einen Exgeheimdienstler in New York verkörperte. Hinter jeder Straßenecke lauerte ein Kleinkrimineller, die der "Equalizer" ("Gleichmacher") mit zum Teil unkonventionellen Eingreifmethoden bekämpfen musste. Die Titelsequenz der Serie war ein mustergültiger Werbefilm für urbane Paranoia.

In der Kinoadaption ist lediglich die Prämisse der Serie übrig geblieben, die Handlung wurde nach Boston verlegt. Dafür hat sich Fuqua 13 Jahre nach "Training Day" erneut mit Denzel Washington zusammengetan. Washington strahlt heute mehr denn je eine natürliche Autorität aus, mit der man ihm wohl jede Rolle abnehmen würde - selbst die eines ehemaligen Elitesoldaten (wie in der Serie heißt er McCall), der nach seinem vorgetäuschten Tod als Verkäufer in einem Baumarkt eine ruhige Kugel schiebt.

Seine morgendlichen Alltagsroutinen weisen ihn als zwanghaft aus, nachts sitzt er mit einem Klassiker der amerikanischen Literatur im "Diner" an der Straßenecke, weil ihn sein früheres Leben nicht mehr ruhig schlafen lässt. Manchmal leistet ihm nach Ende der Spätschicht die minderjährige Prostituierte Teri (Chloë Grace Moretz) Gesellschaft.

Als das Mädchen wiederholt von seinem Zuhälter verprügelt wird, beschließt McCall, mit seinem Zivilistenkodex zu brechen. Er beginnt einen Privatkrieg mit der Ostküstenniederlassung der Russenmafia. 28 Sekunden - er stoppt sich selbst dabei - benötigt er für seine ersten fünf Opfer; er ist noch etwas eingerostet. Der Oligarch in Moskau schickt als Antwort einen Ausputzer im feinen Zwirn: Teddy (Marton Csokas), auch ein Exmilitär, das russische Pendant zu McCall, allerdings in der psychopathischen Variante.

Frivoler Reiz

Fuqua erweist sich erneut als virtuoser Action-Regisseur, der auch reaktionären Dreck mit den schönsten Bildern verkaufen kann. Dass er den Erzählbogen bisweilen etwas überspannt, macht den frivolen Reiz von "The Equalizer" aus. Wer auf die irre blutigen, oft widerlichen Zweikämpfe wartet, muss zwischendurch viel sonstige Handlung in Kauf nehmen, denn der Film gibt sich einige Mühe, damit der Zuschauer auch Empathie zu seiner Hauptfigur entwickeln kann: Außerhalb der Action hilft McCall einem übergewichtigen Kollegen bei dessen Prüfung zum Wachmann und gibt der jungen Prostituierten Teri Lesetipps.

Der Showdown an McCalls Arbeitsplatz - "Stirb Langsam" im Baumarkt - ist eine inspirierte Drehbuchidee. Er dauert lange genug, um das umfangreiche Angebot an Werkzeugen an den Schergen der Russenmafia zu testen. Gartengeräte, die man nie zuvor gesehen hat. Für einen humorlosen Actionfilm hat "The Equalizer" hier erstaunlich viele komische Momente.

USA 2014. Regie: Antoine Fuqua. Buch: Richard Wenk. Mit: Denzel Washington, Marton Csokaas, Chloe Grace Moretz, David Harbour, Haley Bennett, Bill Pullman, Melissa Leo. Länge: 131 Minuten. FSK: ab 16 Jahre.