Papst warnt vor Machtstreben und Heuchelei in der Kirche

Papst warnt vor Machtstreben und Heuchelei in der Kirche
Papst Franziskus hat vor Machtstreben und Konkurrenzdenken in der Kirche gewarnt.

"Der Traum Gottes kollidiert stets mit der Heuchelei einiger seiner Diener", sagte er am Sonntag bei einer Messe im Petersdom in Rom zur Eröffnung der mit Spannung erwarteten außerordentlichen Bischofssynode über Ehe und Familie. Im Mittelpunkt steht das katholische Verständnis von Ehe, Familie und Sexualität im Verhältnis zur Alltagspraxis der Gläubigen. Ein Thema dabei ist der Umgang mit Geschiedenen, die nach einer Wiederheirat um den Empfang des Abendmahls bitten.

Um ihre Gier zu befriedigen, laden nach den Worten des Kirchenoberhaupts "die schlechten Hirten den Menschen unerträgliche Lasten auf die Schultern, die zu tragen sie selber aber keinen Finger rühren". Ihre Aufgabe sei es jedoch, den Weinberg des Herrn "mit Freiheit, Kreativität und Fleiß" zu pflegen.

Franziskus eröffnet Bischofssynode über Ehe und Familie

Die Synode diene nicht dazu, "schöne und originelle Ideen zu diskutieren oder zu sehen, wer intelligenter ist", betonte das Kirchenoberhaupt unter Anspielung auf die öffentliche Auseinandersetzung zwischen Kurienkardinälen über umstrittene Themen der Synode. Wer sich nicht vom Heiligen Geist in seiner Großzügigkeit leiten ließe, drohe den "Liebesplan" Gottes zu vereiteln. Der Geist schenke den Synodenteilnehmern die "Weisheit, die über die Lehre hinausgeht". So könnten die Bischöfe bei ihren Beratungen über Ehe und Familie "in wahrer Freiheit und demütiger Kreativität" arbeiten.

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Bei einer Gebetsvigil mit Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz appellierte Franziskus am Samstagabend an die Teilnehmer der Synode, "auf die Schläge dieser Zeit zu hören". Sie müssten in die Freuden und Hoffnungen der Menschen, deren Trauer und Ängste eintauchen. Nur dann könne die Kirche glaubhaft Familien das Evangelium verkünden.

Mehrere Kurienkardinäle hatten hinsichtlich der Forderung des Papstes nach Barmherzigkeit mit gescheiterten Familien vor der Synode kontroverse Auffassungen über die Möglichkeit geäußert, wiederverheiratete Geschiedene in bestimmten Fällen zur Kommunion zuzulassen. Der emeritierte Präsident des päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Walter Kasper, hatte in diesem Zusammenhang auf Modelle orthodoxer Kirchen hingewiesen, die nach einer Zeit der Buße eine zweite Ehe segnen. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, hatte diese Möglichkeit mit dem Argument ausgeschlossen, für eine sakramental gültige Ehe könne man keine Buße tun.

An der bis zum 19. Oktober dauernden Bischofssynode über "Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung" nehmen 191 Bischöfe teil. Rund 60 Geistliche und Laien sind als Experten und Zuhörer ohne Stimmrecht geladen. Das im Laufe der kommenden zwei Wochen zu erarbeitende Abschlussdokument gilt als Arbeitspapier für eine zweite Synode zum Thema Familie im Herbst kommenden Jahres, nach der Entscheidungen über mögliche Veränderungen im Umgang der Kirche mit Familien erwartet werden.