Britisches Oberhaus debattiert über Sterbehilfe

Britisches Oberhaus debattiert über Sterbehilfe
Im britischen Oberhaus hat am Freitag eine Debatte über die Legalisierung der Sterbehilfe begonnen. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass Ärzte unheilbar erkrankten Patienten Medikamente geben können, die zum Tode führen.

Lord Charles Falconer, der den Entwurf im Oberhaus eingebracht hatte, sagte, die derzeitige Regelung funktioniere nicht: "Es ist Zeit, das Gesetz zu ändern." Sein Gesetzentwurf gebe Menschen, die am Lebensende ihre Würde und Unabhängigkeit verloren hätten, eine Wahlmöglichkeit, argumentierte Lord Falconer. Für Menschen, die nicht unheilbar krank sind, sei der Entwurf nicht gemacht.

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Für die Debatte hatten sich mehr als 130 Mitglieder des Oberhauses auf die Rednerliste setzen lassen. Mit einem Ende der Aussprache und einer etwaigen Abstimmung wurde nicht vor dem Abend gerechnet. Der Gesetzgebungsprozess steht erst am Anfang, da das Gesetz über das Oberhaus eingebracht wurde. Es muss noch weitere Beratungen durchlaufen, bevor es im Unterhaus weiterberaten werden könnte.

Der Erzbischof von York, John Sentamu, sprach sich gegen die Falconer-Initiative aus. "Diesem Gesetzentwurf liegt eine Philosophie zugrunde, die nicht nur Christen, sondern auch andere umsichtige Menschen mit gutem Willen, die Erfahrung in der Pflege Sterbender haben, unglaublich vorkommen muss", sagte der anglikanische Geistliche. Der Entwurf gehe von der Annahme aus, es sei ein Akt menschlicher Freiheit, das Leben von Menschen in einer Notsituation zu beenden.

Anglikanische Kirche ist gegen das Gesetz

Sentamu berichtete von seiner Mutter, die an Krebs erkrankt war und weit länger als von Ärzten prognostiziert lebte. Schon vor der Oberhaus-Debatte hatte sich der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, gegen das Gesetz ausgesprochen. Hingegen warnte Lord George Carey, die anglikanische Kirche riskiere mit ihrer ablehnenden Haltung, "Angst und Schmerzen" Vorschub zu leisten. Carey war von 1911 bis 2002 Erzbischof von Canterbury. In dem Gesetzentwurf ist vorgesehen, dass zwei Ärzte eine Prognose zur Lebenserwartung abgeben. Auf dieser Grundlage soll entschieden werden, ob ärztliche Hilfe zur Selbsttötung zulässig ist.

Vor dem Parlament hatten sich am Freitag Aktivisten versammelt, um für und gegen den Gesetzentwurf zu demonstrieren. Die im Rollstuhl sitzende Schauspielerin Liz Carr sagte, sie habe Angst, angesichts der Krise im Nationalen Gesundheitsdienst NHS und der Sozialkürzungen Ärzten die Verantwortung zu übertragen. "Ich fürchte, dass assistierter Suizid zu einer akzeptablen Behandlungsmethode am Ende eines Lebens werden könnte und Menschen, die sich als Last für ihre Angehörigen empfinden, sich verpflichtet fühlen, sich umbringen zu lassen", warnte Carr, die in der BBC-Serie "Gerichtsmediziner Dr. Leo Dalton" mitwirkt. Bevor man jemandem helfe zu sterben, sollte dafür gesorgt werden, dass die Menschen alle nötige Unterstützung zum Leben erhielten, forderte sie.

Der Wissenschaftler Stephen Hawking, der aufgrund einer neurologischen Erkrankung im Rollstuhl sitzt und über einen Sprachcomputer kommuniziert, unterstützt hingegen den Falconer-Entwurf. Ob man sein Leben beenden wolle, müsse jeder Einzelne für sich entscheiden. "Ich finde, jeder sollte das Recht haben zu wählen, ob er sein Leben beenden möchte, egal ob er in der Lage ist, das mit oder ohne Assistenz zu tun", sagte Hawking dem britischen Sender BBC.