Papst ruft Mexikaner zu Gewaltverzicht auf

Papst ruft Mexikaner zu Gewaltverzicht auf
Mit eindringlichen Appellen zur Beendigung der Gewalt ist der Mexikobesuch von Papst Benedikt XVI. zu Ende gegangen. Zum Abschluss am Sonntag feierte der Papst eine Messe mit Hunderttausenden Gläubigen im Bicentenario-Park von León. Dort rief er dazu auf, "Ermüdungserscheinungen" im Glauben zu überwinden. Beim anschließenden Angelusgebet verlangte er, Gewalt, Korruption und Macht müssten Liebe und Brüderlichkeit weichen.

Nach seinem umjubelten Mexiko-Besuch reist der Papst am Montag zu seiner mit besonderer Spannung erwarteten Visite in Kuba weiter. In Santiago de Cuba und in der Hauptstadt Havanna will er jeweils eine Messe feiern. Ein Treffen mit Präsident Raul Castro ist geplant, eine Begegnung mit dessen Bruder Fidel nicht ausgeschlossen. Oppositionelle klagten, Sicherheitskräfte behinderten die Teilnahme an den päpstlichen Veranstaltungen.

"Gott will den Tod des Sünders nicht, sondern er will, dass er sich bekehrt und lebt", sagte der Papst in León. An dem Gottesdienst nahmen 250 Kardinäle und Bischöfe aus Lateinamerika teil. Es kamen auch die Kandidaten, die sich am 1. Juli dieses Jahres um die Präsidentschaft bewerben. Benedikt bekräftigte, die Antwort auf Armut, Korruption und Drogenkriege sei eine brüderliche Gesellschaft. Er bete um Trost, Stärke und Hoffnung für die Leidenden, sagte er beim Angelus-Gebet und wandte sich gegen "nutzlose Racheakte und jeden spaltenden Hass".

Ruf nach Respekt vor dem menschlichen Leben

Der Papst listete auf, was Mexiko Prüfungen und Sorgen bringe: Getrennt lebende oder zur Emigration gezwungene Familien, Armut, Korruption und häusliche Gewalt, außerdem Kriminalität, Drogenhandel und eine Wertekrise. Die Kirche müsse sich so weiterhin für den Respekt vor dem menschlichen Leben und dessen Verteidigung einsetzen. Das von ihm für die katholische Kirche ausgerufene Jahr des Glaubens solle einer Erneuerung dienen. Benedikt betete für den Schutz der mexikanischen und lateinamerikanischen Kinder vor sozialem Unfrieden und Leiden: "Möge Christus ihre Leben regieren und ihnen dabei helfen, Frieden, Harmonie, Gerechtigkeit und Solidarität kühn zu fördern".

Schon am Vortag waren Zehntausende junge Mexikaner zu einer Nachtwache auf das Gottesdienst-Gelände geströmt. Der Park außerhalb der Millionenstadt León fasst 350 000 Menschen, Mexikos Bischöfe hatten im Vorfeld von etwa 600 000 Teilnehmern gesprochen. Ein gutes Dutzend Sicherheitsbeamte begleiteten das Papamobil, als Benedikt unter "Es lebe der Papst"-Rufen an der Menge vorbeifuhr. Forderungen, er möge sich mit den Opfern sexueller Gewalt in der Kirche treffen, kam der Papst in Mexiko nicht nach. Auf Initiative von Calderón empfing er am Samstag acht Menschen, deren Angehörige getötet wurden, oder die selbst etwa Opfer einer Entführung geworden waren.

dpa