Einigung im Baustreit um die Kölner Moschee

Einigung im Baustreit um die Kölner Moschee
Im Streit um den Kölner Moscheebau wird der gekündigte Architekt Paul Böhm das Projekt der Türkisch-Islamischen Union (DITIB) weiter beratend begleiten. Die Bauleitung wird Böhm jedoch nicht wieder übernehmen, wie der Islamverband und Böhm am Freitag in Köln gemeinsam erklärten. Beide Seiten hatten sich unter Vermittlung des ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters Fritz Schramma (CDU) auf eine weitere Zusammenarbeit geeinigt. Schramma wertete dies als gutes Zeichen für die Stadt.

Die Vereinbarung klammert laut Oberbürgermeister Schramma gegenseitige Ansprüche aus, die beide Seiten geltend gemacht hatten. Diese Streitpunkte sollen in einem selbstständigen Beweisverfahren gerichtlich geklärt werden. Schramma zufolge ist mit einer Fertigstellung der Moschee im Stadtteil Ehrenfeld voraussichtlich im Juli oder August zu rechnen.

"Ich bin sehr froh heute, dass wir zu einem positiven Ergebnis gekommen sind", sagte Vorsitzender Ali Dere von der Türkisch-Islamischen Union. Bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung könnten Schwierigkeiten auftreten. "Das ist ein Projekt von Böhm, und das soll auch so bleiben", sagte Dere zu Vorhaltungen, der Islamverband habe vom Böhm-Entwurf abweichende Vorstellungen durchsetzen wollen. Er betonte, dass der Architekt sogar in die Ausgestaltung des Gebetsraums einbezogen werde, obwohl dies zuvor vertraglich nicht vereinbart gewesen sei.

Baumängel waren der Auslöser des Streits

"Was wir jetzt erreicht haben, ist ein sehr zartes Pflänzchen", sagte Böhm. Es gebe jedoch weiter Meinungsverschiedenheiten über die bisherige Bauausführung. Der Architekt sagte, er sei weiter in die architektonischen und künstlerischen Aspekte des Baus einbezogen. Zur strittigen Frage, ob die helle Sandsteinfarbe der Betonfassade in weiß geändert werde, sagte Böhm: "Die Oberfläche der Baufassade wird nicht grundsätzlich infrage gestellt."

Die DITIB hatte dem Architekten im Oktober massive Baumängel, explodierende Kosten und Uneinsichtigkeit vorgeworfen. "Als Künstler hat Herr Böhm brilliert, als Baumeister hat er leider versagt", teilte der Verband damals mit und löste den Vertrag mit Böhm auf. Ein Sachverständigenbüro hatte mehr als 2.000 Baumängel aufgelistet.

Böhm hatte dagegen der Führung der Türkisch-Islamischen Union vorgeworfen, auf Konfrontation zu setzen. So seien in dem Gutachten Mängel benannt worden, obwohl die Baumaßnahmen noch nicht fertiggestellt und abgenommen gewesen seien. Kostensteigerungen beruhten auf Änderungswünschen des Bauherren. Böhm hatte 2005 den Architekturwettbewerb gewonnen. Nach seinem Entwurf wird die repräsentative Moschee in Köln-Ehrenfeld mit zwei 55 Meter hohen Minaretten und einer 36,5 Meter hohen, halbtransparenten Kuppel gebaut. Die Baukosten werden mittlerweile auf rund 34 Millionen Euro veranschlagt.

epd