Evangelische Bischöfe: Wulff soll zur Schwachheit stehen

Evangelische Bischöfe: Wulff soll zur Schwachheit stehen
Mehr Mut zur Schwäche: Evangelische Bischöfe fordern eine neue politische Kultur, "die das öffentliche Zeigen von Schwachheit nicht bestraft, sondern als Teil des Menschseins annimmt". Der Grund: die Debatte um Bundespräsident Christian Wulff. Gleichzeitig sei es aber wichtig, dass der Bundespräsident nun alle seine Fehler offenlege.

Evangelische Bischöfe haben angesichts der Kredit- und Medienaffäre des Bundespräsidenten für einen anderen öffentlichen Umgang mit Fehlverhalten und Schwäche von Politikern geworben. "Wir brauchen eine neue politische Kultur, die das öffentliche Zeigen von Schwachheit nicht bestraft, sondern als Teil des Menschseins annimmt", sagte der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am Sonntag in einer Predigt in Landshut. Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer forderte Christian Wulff zum vollständigen Offenlegen seiner Fehler auf.

"Wir brauchen einen Menschen im Amt des Bundespräsidenten, der gerade im Umgang mit eigenen Fehlern und Schwächen ein Vorbild für unser Land sein kann", mahnte Fischer mit Blick auf das Verhalten Wulffs in der seit Mitte Dezember schwelenden Affäre. Stattdessen quäle der Bundespräsident sich selbst und uns alle, "weil er zu seiner Schwachheit als Mensch nicht bedingungslos stehen kann", sagte Fischer in einer Predigt in Karlsruhe unter Verweis auf die Jahreslosung "Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig".

Was wäre passiert, wenn Wulff gleich zu Beginn Schwäche gezeigt hätte?

"Wir brauchen einen Bundespräsidenten, der zu seiner Schwachheit steht und bedingungslos darauf vertraut, dass erst das vollständige Offenlegen eigener Fehler einen Neuanfang möglich macht", forderte der badische Landesbischof.

Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm sagte, auch Politiker dürften sich irren, Fehler machen, sie einräumen und dann dazu lernen. Menschliche Fehlbarkeit, Schwäche und Furcht etwa bei Politikern würden erst dann destruktive Bedeutung gewinnen, "wenn sie permanent krampfhaft versteckt werden müssen", sagte der Bischof in seinem Antrittsgottesdienst im Kirchenkreis Regensburg.

Er wisse nicht, was passiert wäre, wenn der Bundespräsident gleich nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn vor die Öffentlichkeit getreten wäre und Schwäche gezeigt hätte, oder ob die Öffentlichkeit Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Ende verziehen hätte, wenn er die weitaus gravierenderen Vorwürfe gleich zugegeben hätte, sagte Bedford-Strohm. In einer christlich geprägten Kultur sollten Menschen jedenfalls nicht vor der Schwachheit davon rennen.

epd