Papst Benedikt XVI. hatte bei seinem Deutschland-Besuch vor kurzem viele Befürworter der Ökumene mit seiner Haltung enttäuscht. Zollitsch sagte, dass die Erwartungen an den Pontifex auch in dieser Hinsicht zu hoch gewesen seien: "Manche Erwartungen waren zu sehr herausgestellt worden, als könnte der Papst nun ganz konkrete Entscheidungen treffen und uns mitteilen." Zollitsch sagte mit Blick auf den Papst: "Er hat uns die Hausaufgabe noch mal ein bisschen zurückgegeben. Ganz so leicht macht er es uns nicht."
Auch der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann kritisierte Erwartungen, Papst Benedikt XVI. könne in Sachen Ökumene ein Machtwort sprechen. Mit diesen Fragen beschäftigten sich seit Jahren theologische und kirchenamtliche Gremien, schrieb Lehmann in einem am Dienstag veröffentlichten Beitrag für die Bistumszeitung "Glaube und Leben". "Ich möchte keinen Papst haben, der diese Arbeiten, aber auch die noch offenen Fragen aus Anlass eines Besuches einfach mit einer einseitigen Entscheidung übergeht", erklärte der frühere DBK-Vorsitzende. "Der Basta-Papst ist nicht das wahre katholische Bild des Petrusnachfolgers. Plötzlich wollen sogar angeblich Liberale einen solchen autoritären Papst! Gott bewahre uns davor."
"Erwartungen an Papstbesuch waren zu hoch"
Papst Benedikt XVI. hatte im September Deutschland besucht. Viele hatten dabei auf Fortschritte in der Ökumene gehofft. "Die Erwartungen türmen sich bei solchen Pastoralbesuchen, besonders in unserem Land, immer wieder beim Thema Ökumene", bemerkte Lehmann. "Der Papst konnte gar nicht einlösen, was im Vorfeld und noch während dieser Tage von ihm gefordert war." Es habe jedoch viele positive Anstöße für die Ökumene gegeben.
Zollitsch sagte, die Kirche stehe vor Herausforderungen: "Eine der großen Fragen ist auch die zu unserer Präsenz in der Gesellschaft." Man müsse die Frage nach Gott in der Gesellschaft wachhalten. Um mit den Menschen besser in Gespräch zu kommen, wurde bereits vor einem Jahr in Fulda ein sogenannter Dialogprozess gestartet. Das erste große Treffen fand dazu im Sommer in Mannheim statt, nun solle es diskutiert und ausgewertet werden. Im vergangenen Jahr waren mit mehr als 181 000 Menschen so viele Katholiken in Deutschland aus der Kirche ausgetreten wie seit langem nicht.
