Der Papstbesuch kostet Millionen und bringt Mehrwert

Der Papstbesuch kostet Millionen und bringt Mehrwert
Der Papst kommt nach Deutschland, ganz billig wird der Staatsbesuch nicht. Von 30 Millionen Euro, die allein die Bistümer bezahlen müssen, ist die Rede. Doch lassen sich Kosten und Nutzen der Visite tatsächlich gegeneinander abwägen?
14.09.2011
Von Bernd Buchner

Über Geld spricht man nicht, lautet eine ungeschriebene Regel. Doch im Vorfeld der Reise des deutschen Papstes Benedikt XVI. in sein Heimatland gilt eher die Ausnahme. Die Kosten des Staatsbesuchs haben eine heftige, teils polemische Diskussion ausgelöst. Genüßlich werden Details in der Öffentlichkeit ausgebreitet: Allein der Altar im Berliner Olympiastadion, wo der Papst am Donnerstagabend eine Messe zelebriert, verschlingt 400.000 Euro. Für den Schutz des Rasens, auf dem sonst die Hertha in der Bundesliga glänzt, muss die Kirche 170.000 Euro berappen.

Insgesamt kostet die Papstreise mit den Stationen Berlin, Erfurt und Freiburg die deutschen Bistümer nach eigenen Angaben 25 bis 30 Millionen Euro. Über die Verteilung besteht noch keine Klarheit. Das Erzbistum Berlin etwa, das vor Jahren vor der Pleite gerettet werden musste, ist noch immer arm wie eine Kirchenmaus. Ebenso zahlt Vater Staat für den Benedikt-Besuch: Die drei betroffenen Bundesländer sind für die Sicherheit des Papstes zuständig. Allein in Baden-Württemberg werden die Kosten mit fünf Millionen Euro veranschlagt.

Bibel spricht mehr vom Geld als vom Himmel

In der Bibel ist viel vom Geld die Rede. Angeblich kommt das Wort im Alten und Neuen Testament häufiger vor als der Begriff Himmel. Doch die Debatte um die Kosten des Papstbesuches wird weniger in den Kirchen geführt als außerhalb. Vornehmlich den Laizisten aus SPD und Linkspartei, die sich auf Plattformen wie www.diesseits.de tummeln, stößt der finanzielle Aspekt der Reise auf. Oder es sind obskure Gruppierungen wie das "Universelle Leben", die unter dem Mäntelchen eines angeblich freien Christentums die provokante Frage stellen: "Was kostet Sie die Papst-Show?"

Die Kritik kommt also eher seitens der Säkularen und Sekten – auch hier tut sich offenbar die neue Frontlinie zwischen Christentum und Atheismus auf. Die evangelische Bischöfin Ilse Junkermann hält zwar die Kostendiskussion für legitim, "aber sie müsste im Bezug auf jeden Staatsbesuch gestellt werden". Und der Katholik Winfried Kretschmann, grüner Landeschef in Baden-Württemberg, sagt klar: "Es kann doch nicht ernsthaft darüber diskutiert werden, ob die Kosten für die Sicherheit eines Staatsgastes bezahlt werden sollen." Im Übrigen freue er sich "uneingeschränkt" auf den Papst.

Nach Berlin sind auch in Erfurt und Freiburg große Gottesdienste mit Benedikt XVI. vorgesehen. Rund 240.000 Menschen haben sich angemeldet. Der Klingelbeutel wird dabei nicht herumgehen – bei Papstmessen sind Kollekten unüblich. Damit solle dem Eindruck vorgebeugt werden, "der Papst reise um die Welt, um Geld zu sammeln", so der Erfurter Bischof Joachim Wanke. Eigens wurde ein "Benedikt-Ostafrika-Fonds" ins Leben gerufen, um nicht den Anschein zu erwecken, die Kirche vernachlässige wegen der Visite ihr Engagement in den Hungerregionen am Horn von Afrika.

Viele Aufträge für den Mittelstand

Die Millionen für den Papstbesuch sind zudem kein verlorenes Geld. Es versickert nicht in Brandenburgs Steppen, Thüringens Auen oder im Schwarzwald, sondern kommt durch Aufträge und Investitionen ganz überwiegend dem Mittelstand zugute. Darüber hinaus bringen die Pilger Finanzkraft mit. Nach dem Madrider Weltjugendtag im August, der 50 Millionen kostete, bezifferte der örtliche Unternehmerverband die Einnahmen auf rund 160 Millionen Euro. Es wird sich zeigen, wie stark etwa die Stadt Freiburg – die 300.000 Euro investiert hat – von der Visite profitiert.

Neben Devotionalienhändlern, Gastwirten und Geschäften freuen sich auch Verlage über ordentliche Papstrenditen. In den Buchläden türmen sich die Veröffentlichungen für oder gegen Benedikt XVI., auf dem Trittbrett des Papamobils stehen Fromme und weniger Fromme einträchtig und gewinnbringend nebeneinander. Bleibt die Frage, ob das so verdiente Geld am Ende auch glücklich macht. Und über das Pekuniäre hinaus: Der geistliche Mehrwert eines solchen Besuchs ist ohnehin nicht messbar. Wenn dadurch auch nur ein einziger Mensch vom christlichen Glauben, egal welcher Konfession, überzeugt würde, hätte sich der Aufwand schon gelohnt.


Bernd Buchner ist Redakteur bei evangelisch.de und zuständig für das Ressort Kirche + Religion.