Südafrika will Aids-Patienten schneller versorgen

Südafrika will Aids-Patienten schneller versorgen
In Südafrika sollen HIV-Infizierte künftig früher mit Aids-Medikamenten behandelt werden. Eine entsprechende Ankündigung der Regierung wurde am Montag von Hilfsorganisationen begrüßt. "Langfristig wird Südafrika Zeit und Geld sparen", sagte der Sprecher der Aidsorganisation TAC, Lefa Thlami. Künftig würden weniger Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind, tatsächlich an Aids erkranken.

Eine Studie von "Ärzte ohne Grenzen" im Nachbarland Lesotho habe gezeigt, dass Patienten, die lebensverlängernde, antiretrovirale Medikamente einnehmen, bevor die Zahl der CD4-Helferzellen unter 200 falle, in 68 Prozent aller Fälle nicht an Aids sterben, sagte Thlami. Die CD4-Helferzahl gibt Auskunft über den Zustand des Immunsystems. Er liegt bei gesunden Menschen bei über 500.

Südafrikas Vizepräsident Kgalema Motlanthe hatte am Freitag bekanntgegeben, dass fortan alle HIV-Positiven, deren CD4-Zellenwert unter 350 ist, kostenlos Medikamente über das staatliche Gesundheitssystem beziehen können. Bislang wurden die lebensrettenden Medikamente in Südafrika erst ab einem Wert von 250 verschrieben. Die meisten Patienten sind dann aber bereits an Aids erkrankt oder ihr Immunsystem so geschwächt, dass die Medikamente häufig keine lebensrettende Wirkung mehr entfalten können.

Patienten warten zu lange mit Arztbesuch

"Die frühere Behandlung ist besser für alle", sagte der Südafrika-Direktor von Ärzte ohne Grenzen, Gilles von Cutsem, dem Informationsnetzwerk der Vereinten Nationen IRIN. Patienten die antiretrovirale Mittel einnähmen seien zu 96 Prozent weniger ansteckend. Problematisch bleibt jedoch das Stigma, das mit Aids einhergeht. "Patienten warten viel zu lang bis sie sich trauen, zum Arzt zu gehen und sich testen zu lassen", sagte der Sprecher des nationalen Aidsrats, Junait Seedat. Meistens sei der CD4-Wert dann bereits unter 100 und Aids ausgebrochen, so dass Patienten nur noch sehr geringe Überlebenschancen hätten.

"Es besteht jedoch Hoffnung, dass sich dies ändert", meint Mark Heywood, Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Section27. Südafrikas Aids-Aktionsplan sehe vor, dass bis Ende des Jahres 15 Millionen Menschen einen Aidstest machen. Bislang hätten sich 14 Millionen testen lassen, davon seien 2,2 Millionen HIV positiv, erklärte Heywood. Derzeit erhalten rund 1,4 Millionen Menschen in Südafrika kostenlos antiretrovirale Medikamente über das staatliche Gesundheitssystem. Es ist das größte Programm weltweit und wird die Regierung nach eigenen Angaben im kommenden Jahr rund 500 Millionen Euro kosten. Die Gelder seien im Staatshaushalt einkalkuliert, versicherte Vizepräsident Motlanthe.

epd