Der nordelbische Bischof Gerhard Ulrich spricht sich für einen schnellen Atomausstieg aus und fordert ein Neudenken in der Energiepolitik. Er betrachtet den Unglücksmeiler von Fukushima als Symbol dafür, "dass das sogenannte Restrisiko Realtität geworden ist". Atomenergie sei eine Technik, die vielen Menschen – auch ihm – Angst mache.
Dagegen argumentiert der Geschäftsführer des Deutschen Atomsforums Dieter Marx: "Die deutschen Atomkraftwerke erfüllen Spitzenstandards an Sicherheit, und Tsunamis müssen wir nicht befürchten." Deshalb hält Marx die Nutzung von Atomenergie für weiter vertretbar.
Vor allem die Katastrophe in Japan hat in den vergangenen Wochen die Atomenergie-Diskussion beeinflusst. Der Spiegelautor Jan Fleischhauer hält die derzeitige Debatte allerdings für hysterisch. Seiner Meinung nach reiche dem deutschen Atom-Gegner die Nachricht von einem brennenden Meiler und er wisse, dass es Zeit für Mahnwachen ist. Der Unfall in Fukushima biete den "willkommenen Anlass, das ersehnte Aus der Kernenergie durchzusetzen".
Bei der Gesprächsrunde dabei ist auch Anna Gräfin von Bernstorff. Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich die überzeugte Christin gegen die Nutzung von Atomkraft: "Das Christentum bewährt sich mitten in der Gesellschaft, nicht nur sonntags." Ihre Familie behinderte die Erkundung des Salzstockes von Gorleben für ein atomares Endlager, weil sie sich weigert, einen Teil ihres Waldbesitzes zu verkaufen. Obwohl ihr dafür ein Millionenbetrag geboten wurde.
Am Sonntag ist "Tacheles" auf Phoenix zu sehen
Eine Stunde diskutierten die vier Gäste am Donnerstag (12. Mai) mit "Tacheles"-Moderator Jan Diekmann in der hannoverschen Marktkirche. Zu sehen ist die Diskussion am 15. Mai um 13.00 Uhr und um 22.30 Uhr auf Phoenix.
Bis zum Sommer 2012 sind noch acht weitere Sendungen unter dem Gesamtmotto "Deutschland 2020 – nach welchen Werten wollen wir leben?" geplant. Vorgesehen sind unter anderem Gesprächsrunden zur Ökumene, zu Facebook und zur Frage, ob die Landwirtschaft Pflanzen als Treibstoff-Lieferant anbauen darf. Getragen wird die Talkshow "Tacheles" von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der hannoverschen Landeskirche und der Klosterkammer Hannover.
