Mehr Wertschätzung für Arbeit und Sonntagsruhe verlangt

Mehr Wertschätzung für Arbeit und Sonntagsruhe verlangt
Für eine Aufwertung der Arbeit sowie gegen die Aushöhlung der Sonntagsruhe haben sich Gewerkschaften und Kirchen am Tag der Arbeit ausgesprochen.

Arbeit müsse gerechter behandelt werden, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, am Sonntag bei der zentralen Kundgebung in Kassel. Die Gewerkschaften wollten nicht zulassen, dass Arbeit weiter entwertet werde. Deutschland müsse den Menschen die Würde von Arbeit und gerechtem Lohn garantieren. An der Kundgebung, der eine Demonstration vorangegangen war, nahmen nach Gewerkschaftsangaben rund 4.000 Menschen teil.

Kampf gegen Lohndumping verstärken

Gerade im Hinblick auf die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für Menschen aus acht ost- und mitteleuropäischen Ländern müssten ein Mindestlohn und Maßnahmen gegen Lohndumping eingeführt werden. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit gilt seit dem 1. Mai. Es gebe genug Arbeitgeber in Deutschland, die auf billigere Mitarbeiter aus dem Osten hofften. "Der Grundsatz 'gleicher Lohn für gleiche Arbeit' muss gesetzlich verankert werden!", forderte Sommer.

Die Aushöhlung der Feiertagsruhe am Sonntag kritisierte der leitende evangelische Theologe Renke Brahms. Wo alles unter dem Diktat des Gewinns stehe und die gesamte Gesellschaft unter dem Druck des Wirtschaftlichen sei, gehe Menschlichkeit verloren, warnte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland in einem Gottesdienst in Bremen. Der Sonntag sei Ausdruck für einen Rhythmus von Arbeit und Ruhe, der das Leben ordne "und das Laufen im Hamsterrad des Alltags auf heilsame Weise unterbricht".

Auch der bayerische evangelische Bischof Johannes Friedrich und der DGB-Chef in Bayern, Matthias Jena, kritisierten, dass am Sonntag immer mehr Kommerz stattfinde. "Eigentlich haben wir in Bayern ein gutes Ladenschlussgesetz, in der Praxis wird es aber zunehmend durchlöchert", sagte Jena in München. Es bleibe immer weniger Zeit für Freunde, Familie und Ehrenamt.

Forderung nach Mindestlohn bekräftigt

Der nordrhein-westfälische DGB-Vorsitzende Andreas Meyer-Lauber betonte in Oberhausen, die Deregulierung des Arbeitsmarktes müsse gestoppt werden. Zudem müsse in Deutschland ein flächendeckender Mindestlohn eingeführt werden, der nicht unter 8,50 Euro liegen dürfe. Auch in weiteren deutschen Städten fanden Gewerkschaftskundgebungen statt, wie in Berlin, Wolfsburg, Hamburg, Gelsenkirchen und Zwickau.

Der Leiter des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (kda) der evangelischen Kirche in Bayern, Johannes Rehm, forderte ein menschengerechtes Wirtschaften. "Menschen haben einen Anspruch auf gute, angemessen entlohnte Arbeit, die sie nicht ausbeutet, oder ihnen gesundheitlich schadet", sagte Rehm am Sonntag in Regensburg in einem Gottesdienst zum "Tag der Arbeit". Die Entwertung menschlicher Arbeit, insbesondere der manuellen Arbeit, sei mit einem christlichen Menschenbild nicht vereinbar: "Damit alle von ihrer Hände Arbeit leben können, sind verbindliche Lohnuntergrenzen notwendig."

Der baden-württembergische DGB-Vorsitzende, Nikolaus Landgraf, rief die neue Landesregierung auf, den Weg für ein Verbot der rechtsextremen Partei NPD frei zu machen. "Wir dulden keine Hetze gegen Menschen anderer Herkunft, Kultur oder Religion", sagte er in Ulm. Einen Missbrauch des 1. Mai für ausländerfeindliche Parolen und braune Aufmärsche dürfe es nicht geben.

epd