Fotografin verteidigt "World Press Photo 2010"

Fotografin verteidigt "World Press Photo 2010"
Das als "World Press Photo 2010" ausgezeichnete Porträt einer misshandelten afghanischen Frau hat heftige Diskussionen ausgelöst. Die Fotografin verteidigt die Aufnahme.
09.03.2011
Von Dagmar Wittek

"Alle Welt reagierte und kommentierte", sagte die Preisträger-Fotografin Jodi Bieber in einem epd-Gespräch in Johannesburg. Ihr ausgewähltes Bild zeigt die verstümmelte 18-jährige Bibi Aisha aus Afghanistan. Ihr Ehemann hatte ihr ein Ohr und die Nase abgeschnitten.

"Linke in Amerika liefen Amok, Frauenrechtlerinnen behaupteten, dass ich Aisha wie ein Objekt präsentiere, und die Taliban sagten, dass sie keine Ohren und Nasen abschneiden", berichtete die 44-jährige Fotografin. Das Bild erschien im August 2010 auf der Titelseite des US-Magazins "Time". Die schwer traumatisierte Aisha lebt dank einer Hilfsorganisation inzwischen in New York, wo sie auf Gesichtschirurgie hofft.

Seit der Bekanntgabe der World-Press-Photo-Auszeichnung am 10. Februar habe sie einen Interview- und Rechtfertigungsmarathon hinter sich, sagte Bieber. Sie bereut nicht, dass sie das Bild, das für eine Dokumentation über Frauen in Afghanistan entstand, der Weltöffentlichkeit präsentierte: "Ich zeige, was mir am Herzen liegt."

"Ich will mit Klischees und Stereotypen brechen"

Die weiße Südafrikanerin will sich weder als Frauenrechtlerin verstanden wissen, noch links oder rechts einordnen lassen. Als Ziel nennt sie, Menschen eine Stimme zu geben, ohne deren Geschichte zu beurteilen oder zu verurteilen. "Mir geht es in all meinen Arbeiten darum, mit Klischees und Stereotypen zu brechen", erklärte sie.

Bieber hat schon viele Preise gewonnen und ist für ihre engagierten und oft kontrovers diskutierten Bilder in Südafrika bekannt. Unter anderem fotografierte sie jugendliche Gangster, Drogenbarone, verarmte weiße Südafrikaner, Massenmörder und Frauen in erotischen Positionen. "Ich will nicht politisch korrekt sein", sagte Bieber.

Die Auszeichnung der Stiftung "World Press Photo" ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 7. Mai in Amsterdam vergeben. Biebers Fotografie wurde unter 100.000 Einsendungen aus 125 Ländern ausgewählt. Den Erlös einer limitierten Auflage des Preis-Bildes will sie einer Stiftung zukommen lassen, die die porträtierte Aisha unterstützt.

epd