Bürgerschaftswahl: SPD triumphiert in Hamburg

Bürgerschaftswahl: SPD triumphiert in Hamburg
Grenzenloser Jubel bei der SPD, lähmendes Entsetzen bei der CDU. Die Rollen bei der Hamburger Bürgerschaftswahl sind klar verteilt: Bald-Bürgermeister Scholz triumphiert, Noch-Bürgermeister Ahlhaus erlebt ein Debakel. Und die FDP schafft es wieder ins Parlament.
21.02.2011
Von Thomas Lanig und Werner Herpell

Es ist der Abend von Olaf Scholz. Ausgelassener Jubel regiert bei der Wahlparty des künftigen Hamburger SPD-Bürgermeisters, "Olaf, Olaf"-Sprechchöre schallen dem Spitzenkandidaten entgegen. Der lässt sich am Sonntagabend nach der Bekanntgabe des vorläufigen amtlichen Ergebnisses in Siegerpose feiern, zeigt aber trotz des Wahltriumphs mit einer absoluten Mehrheit eine gewisse hanseatische Zurückhaltung. Zur gleichen Zeit bei der CDU in der Hansestadt: Bestürzte, fast ungläubige Gesichter ob des Debakels. Noch-Bürgermeister Christoph Ahlhaus wirkt gefasst, aber betroffen.

"Schmerzhafte Stunde für die CDU"

Die seit neun Jahren regierende CDU halbiert ihr Ergebnis der letzten Bürgerschaftswahl und stürzt auf 21,9 Prozent ab. In allen Umfragen hatte sich zuletzt zwar eine klare Niederlage der Christdemokraten an der Elbe abgezeichnet - ganz so desaströs waren die Werte aber nicht ausgefallen. "Diese Stunde ist schmerzhaft für die CDU, und sie reißt uns in Ratlosigkeit", sagt ein enttäuschter Ahlhaus.

Wie etwa werden künftig die Posten in der Opposition verteilt? Mögliche Personalentscheidungen, betont Hamburgs CDU-Chef Frank Schira, sollen an diesem Montag getroffen werden. Die Schuld für das Debakel schiebt Ahlhaus allerdings vor allem den Grünen - bis zum Bruch des schwarz-grünen Bündnisses im November Koalitionspartner - in den Schuhe. Er wiederholt das, was in seinem Wahlkampf immer wieder zu hören war: "Falsch war es, dem Koalitionspartner zu viele Zugeständnisse zu machen (...)."

Lange Gesichter auch auf der GAL-Wahlparty im Ballsaal des Millerntorstadions. Vom Ausstieg aus der Koalition hätten die Grünen - in Hamburg GAL genannt - bei der Wahl gern stärker profitiert. Sie verbessern sich zwar leicht auf 11,2 Prozent, hatten aber auf deutlich mehr gesetzt. Schließlich hatten ihnen die jüngsten Umfragen Hoffnung gemacht. Nun jedoch liegen sie deutlich unter dem bundesweiten Trend. Und zum Regieren in der Hansestadt, so zeichnet sich ab, werden sie künftig nicht gebraucht.

Der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, kündigt denn auch an, dass die GAL eine "harte Opposition" sein werde. Und lobt zugleich: "Wir haben zugelegt aus einer schwierigen Situation, wo der ehemalige Koalitionspartner dramatisch verloren hat." Bei Astra-Bier, Currywurst und Kartoffelsalat feiert die GAL, richtige Stimmung kommt aber nicht auf.

FDP schafft Wiedereinzug

Als zweiter Gewinner nach der SPD fühlt sich die FDP. Nach rund sieben Jahren schaffen die Liberalen den Wiedereinzug in die Bürgerschaft. FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding - zuvor in der Hansestadt völlig unbekannt - lächelt sich durch die Fernsehstudios und zeigt sich "sehr, sehr glücklich". Sie räumt aber auch ein: "Wir kommen ja von einer ganz anderen Basis, und da sind wir froh, dass wir es überhaupt geschafft haben."

Erleichterung und Jubel auch bei den Linken: Sie ziehen zum zweiten Mal nach 2008 in die Bürgerschaft ein. Spitzenkandidatin Dora Heyenn kündigt an: "Wir gehen erhobenen Hauptes in die Opposition." Drastischer wird der Linken-Bundestagsabgeordnete Ulrich Maurer: "Ihr habt uns richtig den Arsch gerettet." Das Ergebnis werde dem Wahlkampf der Linken richtig Schwung geben, glaubt Maurer.

Wie gelassen Wahlsieger Scholz schon den Tag der Abstimmung nahm, zeigte sich bei seiner Stimmabgabe am Sonntagmittag. Er wolle die Stunden bis zum Wahlabend noch "genießen", erklärte er. Wenige Stunden später präsentiert er sich dann Hand in Hand mit seiner Frau auf der Wahlparty, lächelnd, die Arme kurz nach oben reckend und winkend. Die Begeisterung seiner Genossen kennt kein Halten mehr.

Bei der CDU stoßen dagegen schon die Hochrechnungen im Laufe des Abends nur noch auf mäßiges Interesse. Andrang gibt es bei der Wahlparty vor allem bei der Essensausgabe - kleine Frikadellen, Currywurst und Kartoffelsalat. Bei den Getränken sind vor allem Wein, Wasser und Saft gefragt. "Sekt hat niemand bestellt", sagt die Bedienung lächelnd.

dpa