Lage wird für Journalisten in Ägypten brenzlig

Lage wird für Journalisten in Ägypten brenzlig
Journalisten werden in Kairo angegriffen, verprügelt, drangsaliert und bedroht. Ihnen wird die Ausrüstung abgenommen, manche werden stundenlang festgehalten. Die Berichterstattung über die Unruhen in der ägyptischen Hauptstadt wird immer schwieriger und riskanter.

Für Journalisten in Ägypten wird die Arbeit immer gefährlicher. In den vergangenen Tagen gerieten ausländische Reporter bei den blutigen Protesten zwischen die Fronten, wurden verfolgt, angegriffen und willkürlich festgenommen. Einige wurden verletzt und mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Die Sicherheitskräfte bieten oft keinen Schutz.

Beobachter vermuten als Ziel dieser Aktionen, dass eine Live-Berichterstattung aus der Kairoer Innenstadt von den an diesem Freitag geplanten neuen Massenprotesten verhindert werden soll. Vom Regime wird die Berichterstattung ausländischer Medien für die Unruhen im Land verantwortlich gemacht.

Schwedischer Reporter misshandelt aufgetaucht

Das ZDF erwägt, das Kairoer Team aus Sicherheitsgründen zu reduzieren. Die Situation werde dramatischer, sagte Chefredakteur Peter Frey der Nachrichtenagentur dpa. Der ZDF-Büroleiter Dietmar Ossenberg war während des "heute-journals" am Mittwochabend von einem Laserstrahl fokussiert worden. "Als nächstes hätte der Schuss folgen können", sagte Frey. Er sprach von "gezielten Angriffen auf Journalisten" aus den Reihen der Mubarak-Fraktion. Eine auch für das ZDF arbeitende Journalistin kam in Kairo nach 20 Stunden wieder frei.

Ein als verschwunden gemeldeter Reporter des schwedischen Fernsehsenders SVT tauchte am Donnerstagabend misshandelt und schwer verletzt wieder auf. Zunächst war eine Entführung befürchtet worden. Bei einem Anruf der Heimatredaktion hatte sich von seinem Handy ein arabisch sprechender Mann gemeldet und gesagt: "Euer Mann ist bei der Armee. Wenn ihr Hurensöhne ihn zurückhaben wollt, müsst ihr kommen und ihn euch holen."

Einer der bekanntesten US-Fernsehreporter, CNN-Aushängeschild Anderson Cooper, wurde von einem aufgebrachten Mob durch mehrere Straßenzüge verfolgt. Die ganze Zeit lief seine Kamera mit. "Auf einmal war die Hölle los" berichtete Cooper. "Wir wollten nichts weiter tun als über beide Seiten des Konflikts zu berichten."

Ein französischer Reporter des Senders Arte wurde bei einem Kontrollpunkt des Militärs festgenommen. Erst nach sechs Stunden kam der Reporter wieder frei und bekam Handy und Ausrüstung zurück. Regimeanhänger verletzten einen griechischen Journalisten mit einem Messer und mit Knüppeln. Dabei riefen sie: "Mubarak ist nicht ein Problem. Du bist eins!"

"Journalisten sind kein Freiwild"

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) beklagte, bei den Übergriffen seien Berichterstatter geschlagen und ihrer Ausrüstung beraubt worden. Betroffen seien Mitarbeiter von Sendern wie BBC, Al-Dschasira, Al-Arabija und ABC News. Auch Polizisten sollen zu den Tätern gehört haben. "Diese Angriffe scheinen Racheakte gegen internationale Medien zu sein, die die Forderungen der Demonstranten nach einem Rücktritt Mubaraks übermitteln", sagte ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard. Auch dem Fernsehteam des Senders n-tv wurde zeitweise die Ausrüstung weggenommen.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) betonte, die Journalisten vor Ort dürften an ihrer Berichterstattung nicht gehindert werden. "Journalisten sind kein Freiwild", sagte der Bundesvorsitzende Michael Konken. Laut DJV musste das ARD-Team am Mittwoch sein Studio verlassen. Ein belgischer Journalist wurde verhaftet, eine französische Journalistin verprügelt. Ein epa-Fotograf wurde am Kopf verletzt und von Soldaten gerettet.

dpa