Voß kritisiert Heuchelei beim Umgang mit PR-Branche

Voß kritisiert Heuchelei beim Umgang mit PR-Branche
Der frühere SWR-Intendant Peter Voß kritisiert "Heuchelei und Doppelbödigkeit" beim Umgang von Journalisten mit der PR-Branche. Wenn ein bekannter Fernsehjournalist seine Bücher öffentlich vermarkte, dann sei dies "Public Relations und nichts anderes", sagte der 69-Jährige in einem epd-Gespräch. Das sei an sich legitim. Wer in solchen Fällen aber behaupte, es handele sich gar nicht um PR, mache sich angreifbar. Voß ist seit 2009 Präsident der privaten PR-Hochschule Quadriga in Berlin.

Voß wehrt sich gegen den Vorwurf, er betreibe nach seiner Journalistenlaufbahn nun PR, anstatt sich um den journalistischen Nachwuchs zu kümmern. Er mache nicht unmittelbar PR für ein Produkt, sondern leite "eine Hochschule, die versucht, eine moderne, integere Form von PR zu lehren". Bei seinem Engagement für die Quadriga gehe es ihm weder um Geltung noch um Geld. Pro Monat erhalte er 1.500 Euro, so Voß. Nach Steuern seien das knapp die Kosten seiner Zweitwohnung in Berlin.

Bei der PR in Deutschland seien starke professionelle Defizite festzustellen, sagte Voß. Dies gelte vor allem für die Politik. In der Wirtschaft sei eine allmähliche Änderung festzustellen, allerdings gebe es weiterhin viele Unternehmen, "die bei irgendeiner Schwierigkeit erstmal die Schotten dicht machen oder das Problem bagatellisieren". Als Beispiele nannte der Hochschulpräsident den Ölkonzern BP und die Deutsche Bahn. Die Erkenntnis, dass Transparenz auch im Sinne eines gesunden Egoismus die beste Unternehmenspolitik sei, habe sich noch nicht genügend durchgesetzt.

Branchenwechsel "wünschenswert"

Dass Journalisten oder PR-Leute in die jeweils andere Branche wechselten, sei nicht nur in Ordnung, sondern auch wünschenswert, sagte Voß: "Die Semantik des Verrats, des Frontwechsels, die oft bemüht wird, ist doch völlig albern." Journalisten brauchten auch auf der "anderen Seite" Leute, die wüssten, wie der Journalismus funktioniere. Die Berichterstatter in Berlin profitierten beispielsweise davon, dass der frühere ZDF-Journalist Steffen Seibert jetzt als Regierungssprecher arbeite.

epd