Behörden arbeiten an Aufklärung des Dioxin-Skandals

Behörden arbeiten an Aufklärung des Dioxin-Skandals
Im Dioxinskandal suchen die Behörden mit Hochdruck nach den Futter-Panschern. Weitere Bauernhöfe wurden vorsorglich geschlossen. Als erstes Bundesland hat Nordrhein-Westfalen Kennnummern bekannt gegeben, an denen Verbraucher dioxinbelastete Eier erkennen können.

Mit Hochdruck arbeiten die deutschen Behörden an der Aufklärung des Futtermittel-Skandals. In Nordrhein-Westfalen wurden am Dienstagabend vorsorglich 139 weitere Betriebe gesperrt. Dioxinverseuchte Eier und möglicherweise belastetes Geflügelfleisch verunsichern Verbraucher, empören Landwirte und rufen Bundesregierung und EU-Kommission auf den Plan. Die Bundesregierung prüft schärfere Regeln für Hersteller, die EU verlangt Aufklärung.

Nordrhein-Westfalen veröffentlichte als erstes betroffenes Bundesland Kennnummern, anhand derer die Verbraucher dioxinbelastete Eier erkennen können. Die Kennnummern sind jeweils auf die Schale gestempelt.

Die Grünen im Bundestag dringen auf schärfere Konsequenzen aus den Dioxin-Funden in Futtermitteln und fordern eine bessere Abstimmung der Bundesländer. "Das heißt ein einheitliches Vorgehen der Bundesländer mit der Priorität auf Verbraucherschutz", sagte die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Überwachung bei Lebens- und Futtermitteln ist Ländersache.

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) forderte mehr Transparenz über den Verbleib belasteter Eier. "Dazu gehört auch, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher erfahren können, ob mit Dioxin belastete Eier bei ihrem Lebensmittelhändler verkauft wurden", sagte Aigner den "Ruhr Nachrichten" (Mittwoch).

NRW will nach dem Skandal Bioproduktion stärker fördern

Die deutsche Ernährungsindustrie verlangt eine schnelle Aufklärung und Bestrafung der Verantwortlichen. Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie sagte der "Bild"- Zeitung (Mittwochausgabe): "Verstöße gegen geltendes Recht müssen umfassend aufgeklärt und bestraft werden. Es muss alles unternommen werden, dass sie sich nicht wiederholen."

Nach Informationen der in Bielefeld erscheinenden Tageszeitung "Neue Westfälische" (Mittwochausgabe) hat das NRW-Verbraucherministerium bei der EU bereits die Zustimmung für eine Erhöhung der Bio-Förderung beantragt. Das bestätigte ein Sprecher des Ministeriums. Verstärkt gefördert werden sollen Betriebe, die auf den alternativen Anbau umstellen.

Verbraucherschützer des Landes Niedersachsen haben nach eigenen Angaben eine "außerordentlich hohe" Dioxin-Belastung des in den Handel gelangten Tierfutters festgestellt. In einer Probe seien 123 Nanogramm Dioxin pro Kilogramm Fett ermittelt worden. Bernhard Aue, beim Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (Laves) für die Futtermittelüberwachung zuständig, sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung": "Das ist ein außerordentlich hoher Wert." Von Teilen des Futters, das mindestens 15 Hersteller an Landwirte in Niedersachsen verkauft haben, gehe ein "erhebliches Kontaminationsrisiko" für Lebensmittel aus.

25 Futterhersteller sind betroffen

Das Unternehmen Harles & Jentzsch soll im November und Dezember 2010 insgesamt 2.700 Tonnen Dioxin-belastetes Futterfett an 25 Futtermittelhersteller geliefert haben. Die Ware sei an Firmen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Sachsen-Anhalt gegangen, berichtet das Bielefelder "Westfalen-Blatt" (Mittwoch) unter Berufung auf das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. In dem Futterfett soll sich nach Angaben des Bundesamtes technische Mischfettsäuren befunden haben, die nicht für die Verwendung von Futtermitteln, sondern für den Einsatz zur Papierherstellung bestimmt waren.

Die technische Mischfettsäure sei bei der Produktion von Biodiesel bei der Firma Petrotec am Standort Emden angefallen. Die Ware wurde der Zeitung zufolge von der niederländischen Firma Olivet in Poortugaal bei Rotterdam angekauft und sofort an Harles & Jentzsch weitergeliefert. Olivet habe die Ware korrekt als technische Mischfettsäure gekennzeichnet. Dies hätten die Kontrollen der niederländischen Behörden ergeben, sagte ein Unternehmenssprecher der Zeitung. Die Verunreinigung der Futtermittel sei in Deutschland geschehen.

Ursache des Skandals war die Verwendung von Fett in der Futtermittelproduktion, das nur für technische Zwecke geeignet ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Firma Harles & Jentzsch.

Welche Lebensmittel außer Eiern noch verseucht sein könnten, wird erst in einigen Tagen feststehen. Mehr als 1.000 Bauernhöfe in mehreren Bundesländern sind geschlossen. Sie dürfen ihre Ware erst wieder verkaufen, wenn sie auf eigene Kosten in Labortests die Unbedenklichkeit nachgewiesen haben.

dpa