Mehr Feiertagsarbeit - Kritik von Gewerkschaften und Kirche

Mehr Feiertagsarbeit - Kritik von Gewerkschaften und Kirche
Gewerkschaften und Kirchen haben einen Trend zu mehr Feiertags- und Nachtarbeit kritisiert. "Die Ökonomisierung aller Lebensbereiche darf nicht grenzenlos weitergehen", sagte das Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Annelie Buntenbach, dem Berliner "Tagesspiegel".

Die Arbeit am Wochenende oder in der Nacht belaste die Gesundheit besonders und müsse deshalb "auf das notwendige Maß reduziert werden". Es dürfe nicht sein, dass "die Arbeitszeit gegen die Interessen der Beschäftigten bis ins Unendliche verlängert oder andauernd verändert wird". Flexibilität müsse immer freiwillig sein, so Buntenbach.

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, lehnt den Trend zur mehr Feiertagsarbeit ab. "Der Sonntag ist nicht nur eine störende Unterbrechung der wöchentlichen Arbeitszeit", sagte Schneider dem Blatt. Er sei "ein Zufluchtsort des Menschlichen gegen die Allmacht der Ökonomie".

Schneider sagte zudem, dass der Gesellschaft durch zunehmende Flexibilisierung ein Bereich, in dem alle Menschen zur Ruhe kommen können, verloren ginge. Der arbeitsfreie Tag mache deutlich, "dass es im Leben mehr gibt als die Anhäufung von Geld", so der EKD-Ratsvorsitzende.

Immer mehr Wochenend-Jobs

Nach Berechnungen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung arbeitete zuletzt fast jeder zweite abhängig Beschäftigte regelmäßig sonnabends und jeder vierte sonntags, berichtet die Zeitung. Jeder sechste habe nachts und in Wechselschichten gearbeitet. Damit lägen die Werte deutlich höher als noch 1991, hieß es weiter.

Die Arbeitgeber setzten viele Beschäftigte unter Druck und nötigten ihnen Flexibilität ab, bemängelte DGB-Vorstand Buntenbach. Oft würden Überstunden nicht bezahlt. Auch der Ausgleich von Feiertagsarbeit durch Zuschläge oder Freizeit würden fehlen, "besonders da, wo keine Tarifverträge oder Betriebsräte die Interessen der Beschäftigten schützen".

Zudem seien viele Beschäftigungsverhältnisse befristet und unsicher. "Die Arbeitgeber nutzen die Angst vor Arbeitslosigkeit und Hartz IV aus und drängen die Beschäftigten zu Arbeitszeiten, die früher undenkbar gewesen wären", kritisierte Buntenbach.

epd