Medienaufsicht will über "Tatort Internet" entscheiden

Medienaufsicht will über "Tatort Internet" entscheiden
Die Medienaufsicht will in Kürze über die umstrittene RTL-II-Sendung "Tatort Internet" entscheiden. Der Sender macht sich auf die Jagd nach Pädophilen - doch mit fragwürdigen Methoden.

Mit einem Ergebnis der Prüfung sei innerhalb weniger Wochen zu rechnen, sagte eine Sprecherin der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) am Mittwoch in Kassel. Das Magazin will potenzielle Kinderschänder im Internet aufspüren. Es steht wegen der Methoden jedoch in der Kritik. Zuletzt war die Sendung in den Schlagzeilen, weil der Leiter eines Würzburger Kinderheims als Verdächtiger enttarnt wurde. Der Mann ist seitdem verschwunden.

Der 61-Jährige werde weiter vermisst, teilte die Polizei in Würzburg am Mittwoch mit. "Wir haben noch immer keine Anhaltspunkte, wo sich der Mann aufhalten könnte." Auch eine Befragung im Umfeld des Mannes habe die Polizei nicht weitergebracht. Der frühere Leiter des "Goldenen Kinderdorfs" hatte nach Ermittlungen von "Tatort Internet" über das Internet mit einer 13-Jährigen anbandeln wollen - und war dabei dem Fernsehteam in die Falle gegangen. Der Staatsanwaltschaft liegen bislang aber keine Hinweise auf Missbrauchsfälle in dem Kinderdorf vor.

Debatte über journalistische Standards und Medienethik

Die Grünen im bayerischen Landtag forderten die sofortige Absetzung der Sendung, bei der auch Ministergattin Stephanie zu Guttenberg aufgetreten war. Keinem Kind sei mit dieser reißerischen Sendung geholfen, wo nur Ängste geschürt und potenzielle Kinderschänder an einem neuzeitlichen Pranger bloß gestellt werden, kritisierte die medienpolitische Sprecherin Ulrike Gote.

Die Medienaufsicht mahnte eine Debatte über journalistische Standards und Medienethik an. Die Programmmacher müssten bei dem brisanten Thema die Balance zwischen den Persönlichkeitsrechten der potenziellen Opfer und Täter und dem Informationsbedürfnis der Gesellschaft finden. Problematisch sei, wenn die Medien als vierte Gewalt im Staat die Rolle der dritten Gewalt, von Polizei und Staatsanwaltschaft, übernähmen.

Die hessische Medienanstalt ist für RTL II zuständig, weil der Münchner Sender seine Zulassung bei der Kasseler Anstalt beantragt hatte. Die Aufsicht prüft unter anderem, ob in "Tatort Internet" Persönlichkeitsrechte eingehalten werden und wie es um den Jugendschutz und die Programmgrundsätze steht.

dpa