The Rocky Horror Show – ein Trash-Test

The Rocky Horror Show – ein Trash-Test
Es ist Abend. Regen prasselt auf den Asphalt. Auf dem Zionsberg in Bethel hinter den Bäumen steht dunkel und still das Schulgebäude. Im Eingangsbereich endlich ein Licht! „There’s a light over at the Frankenstein place“, kommt einem in den Sinn. Übersetzt heißt die Liedzeile: Es brennt ein Licht dort bei den Frankensteins. Sie stammt aus dem Kult-Musical „Rocky Horror Show“, das die Schülerinnen und Schüler der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schulen zurzeit auf die Bühne bringen.

Brad und Janet, „zwei psychisch unauffällige, junge Menschen“, wie uns der Erzähler auf der Bühne wissen lässt, geraten in ein Unwetter. Als ein Reifen ihres Wagens platzt, machen sie sich auf die Suche nach einem Telefon. Trotz eines Warnhinweises betreten sie das Gelände eines unheimlichen Schlosses. Das unbedarfte Pärchen ahnt nicht, dass es in eine Welt voller Spinner und Abgründe gezogen wird. Der Schlossherr, ein Transvestit, trägt unter der dicken Schminke nämlich noch ein zweites Gesicht. Vorsicht ist geboten, wenn er den Frankenstein mimt oder mit dem Hackebeil Konkurrenten jagt.

Schrill und bunt sind die Szenen, die die rund zwanzig Schülerinnen und Schüler des Chores der Jahrgangsstufen 9 bis 13 auf die Bühne und einen langen Laufsteg bringen. In ihrer Inszenierung des Musicals hält sich die Regisseurin Kai Büchner eng an die Vorlage des erfolgreichen Kinofilms Rocky Horror Picture Show. Alle Lieder werden in Englisch vorgetragen. Nur gesprochen wird in Deutsch.

Vor allem die älteren Semester unter den knapp 200 Premierenzuschauern in der Aula der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schulen fühlen sich zurückversetzt in die Zeit, als noch Reis und Toilettenpapierrollen durch die Kinosäle flogen. Was in der Aula des Friedrich-von-Bodelschwingh-Schulen allerdings nicht so gerne gesehen wird.  „Rocky Horror – ein Trash-Test“, nennen die Schülerinnen und Schüler das Stück, das sie mit Unterstützung der Theaterwerkstatt Bethel einstudiert haben.

Die Darstellerinnen, Darsteller und die Band der Schule liefern eine brillante Vorführung. Die Gesangsstimmen stehen denen im Original in nichts nach. Und auch in ihren Rollen können sie überzeugen. Anerkennung gebührt den jungen Schauspielern im Alter von 14 bis 19 Jahren für den Mut, auf der Bühne Haut zu zeigen. Bis auf ein goldenes Höschen hatte der muskulöse Rocky beispielsweise nichts an. Dass die Zärtlichkeiten und Umarmungen der Figuren manchmal ein bisschen gehemmt wirken, tut der Aufführung keinen Schaden. Ganz im Gegenteil, dadurch wird sie umso charmanter. Zu Recht wollte der Applaus am Ende der Premiere nicht enden.