"Rheinischer Merkur" steht womöglich vor Verkauf

"Rheinischer Merkur" steht womöglich vor Verkauf
Die katholische Kirche erwägt einen Verkauf der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur". Nach epd-Informationen wollten die Gesellschafter am Montag vor der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda zusammenkommen, um über die Zukunft des Blattes zu beraten. Der "Rheinische Merkur", der unter einer stark sinkenden Auflage leidet, gehört neun katholischen Bistümern, einen geringen Anteil hält die Bischofskonferenz. Die Mehrheit liegt bei den nordrhein-westfälischen Bistümern.

Weil der "Rheinische Merkur" hohe kirchliche Zuschüsse benötigt, um zu überleben, wollen die Bischöfe eine neue Lösung für die wertkonservative Tageszeitung finden. Nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" (Montagsausgabe) ist ein Verkauf an die Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" im Gespräch, die sich im Besitz des Holtzbrinck-Konzerns befindet.

Den Plänen zufolge solle nur noch eine Mini-Version des "Rheinischen Merkur" zu religiösen und kirchlichen Themen produziert werden, hieß es. Diese könnte den bisherigen Abonnenten im Verbund mit der "Zeit" angeboten werden. Im Frühjahr hatte die "Zeit" eine neue Seite "Glauben und Zweifel" gestartet, die Religion, Sinnfragen und Wertedebatten als Themen hat.

Auflage stark gesunken

Offiziell wollten sich weder die Geschäftsführung der Wochenzeitung noch die Bischofskonferenz zu dem Thema äußern. Beim Merkur-Verlag, der im Jahr 2008 einen Bilanzverlust von 286.000 Euro verzeichnete, arbeiten etwa zwei Dutzend Redakteure. Die Auflage der Wochenzeitung ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Im zweiten Quartal 2010 verkaufte der "Rheinische Merkur" mit Sitz in Bonn etwa 64.000 Exemplare, im Vergleichszeitraum des Jahres 2005 waren es noch 98.000 Stück.

Die evangelische Kirche hatte im Jahr 2000 nach kontroversen Debatten ihre Wochenzeitung "Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt" eingestellt. Die Nachfolge-Publikation "chrismon" erscheint als monatliche Magazin-Beilage in "Die Zeit", "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Mitteldeutsche Zeitung", "Schweriner Volkszeitung", "Süddeutsche Zeitung" und "Der Tagesspiegel" mit "Potsdamer Neueste Nachrichten". Seit 2006 erscheint "chrismon" unter dem Dach des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP). Die zentrale Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland trägt auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) und evangelisch.de.

epd