Schulferien: Wenn der Sohn mal mitpendelt

Schulferien: Wenn der Sohn mal mitpendelt
Halb Deutschland ist im Urlaub, doch wer schulpflichtige Kinder hat, kennt das Problem: Man hat nicht soviel Urlaub wie die Schulferien lang sind. Also schnuppert ein Sohnemann auch mal ins Pendlerleben rein.
23.07.2010
Von Ursula Ott

Ist heute Montag? Oder Mittwoch? Boah, ist das heiß, man kommt echt durcheinander. Jedenfalls war diese Woche hier wirklich was los, Bischöfinnen und Minister und Ministerpräsidenten sind zurückgetreten, über die Hälfte der Redaktion ist in Urlaub, und wir Zurückgebliebenen schwitzen so vor uns hin im Büro. Äh, heißt es Daheim gebliebene? Und schreibt man das zusammen oder auseinander? Es ist wirklich warm hier am Computer.

Gleich drei von uns berufstätigen Eltern haben zu Wochenbeginn unsere Kinder mit der Bahn zu den Großeltern gebracht, damit wir trotz Sommerferien in Ruhe arbeiten können. Sechs Wochen sind lang, kein Mensch hat so viel Urlaub. Mein kleiner Sohn Oskar war sogar einen Tag hier im Büro, hat auf dem PC der urlaubenden Sekretärin Fifa 09 gespielt und konnte gerade noch davon abgehalten werden, ihr Konto "Alte Chrismon-Ausgaben" zu löschen, damit genug Platz auf der Festplatte ist. Der nette EDV-Kollege hat ihm dann ein neues Konto eingerichtet und gleich dafür gesorgt, dass Schalke gewinnt.

Oskar fand es super in Frankfurt, Pendler-City. Am besten fand er, dass es bei Rewe am Dornbusch dieselben Fußbälle gibt wie bei Rewe in Köln-Raderthal. Als die Kassiererin ihn nach seinen Treueherzen fragte, versuchte er ihr die gesamte Pendlerproblematik zu schildern: Sammelpunkte in Köln, Mama in Frankfurt, Kind auf der Durchreise zur Oma an den Bodensee. Hinter uns war eine lange Schlange. Die Kassiererin wollte gar nicht so tief eindringen in die Materie mit der multilokalen Großfamilie. Als Oskar gerade dabei war, ihr zu erzählen, dass bei unseren Treueherzen in Köln eh die Frage ist, ob er den Fußball kriegt oder der Bruder den Badminton-Schläger – da gab sie es auf. Und gab ihm den Ball! Für fünf Euro, ohne Herzen!

Ich glaube, das war das Highlight seiner Sommerferien, jedenfalls hat er die Geschichte schon sehr oft erzählt, und die 80jährige Oma, bei der er jetzt am Bodensee ist, muss jeden Tag mit ihm kicken. Schon im ICE nach Ulm hielt er den Ball – beim Kauf zum Glück unaufgepumpt – andächtig auf dem Schoß. Frankfurt ist super. Findet Oskar.

Dieses Wochenende hole ich ihn wieder ab in Schwaben, im ICE, mit aufgepumptem Ball. Ich hoffe, er kickt ihn nicht durch den Großraumwagen. Ich fürchte, so defensiv wie die Schaffner nach der ganzen Klimakatastrophe sind, würden sie ihn noch nicht mal schimpfen. Man weiß ja neuerdings nie, wer alles Entschädigung verlangt bei der Bahn, wegen seelischer Grausamkeit. Ich fands jedenfalls schön kühl die letzten Tage im Zug. Auf dass es so bleiben möge! Schönes Wochenende!


Über die Autorin:

Ursula Ott, 45, ist stellvertretende Chefredakteurin von chrismon, Chefredakteurin von evangelisch.de, Mutter von zwei Kindern und pendelt täglich zwischen Köln und Frankfurt. www.ursulaott.de.

Neu im Buchhandel: Ursula Ott: "JA TOLL - Geschichten, die immer nur mir passieren", erhältlich im chrismon-shop!

Welche Erlebnisse haben Sie mit dem Pendeln? Diskutieren Sie mit in unserer Community!