EED: "Kleinbauern gehört die Zukunft"

EED: "Kleinbauern gehört die Zukunft"
Zur wirksamen Bekämpfung des Hungers fordert der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) ein Umsteuern in der Agrar- und Ernährungspolitik weltweit. Die Agrarindustrie sei nicht in der Lage, die Zukunft zu meistern.

Zur Bekämpfung des Hungers fordert der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) ein Umsteuern in der Agrar- und Ernährungspolitik. Schwerpunkt müsse die Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft sein, sagte EED-Vorstandsmitglied Claudia Warning am Mittwoch in Bonn. 2009 war die Zahl der Hungernden weltweit erstmals über die Milliardengrenze gestiegen. Zur Politik des neuen Entwicklungsministers Dirk Niebel (FDP), seit knapp neun Monaten im Amt, zog Warning eine gemischte Bilanz.

2009 erhielt der von den evangelischen Kirchen getragene EED rund 169 Millionen Euro staatliche und kirchliche Mittel. Das ist ein Plus von etwa sieben Prozent. Der Zuwachs ist vor allem auf höhere Zuwendungen des Entwicklungsministeriums zurückzuführen, die zwei Drittel der Einnahmen ausmachten. Ein Drittel stammte aus Kirchensteuern, wie aus dem EED-Jahresbericht hervorgeht.

Positiv wertet der EED Niebels Einsatz für die Fusion von drei staatlichen Entwicklungsorganisationen, die am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen wurde, sowie seine Offenheit. "Manches ist noch nicht richtig sichtbar", schränkte Warning jedoch ein. Offenbar werde im Haus Niebel noch um entwicklungspolitische Konzepte gerungen.

Kritisch äußerten sich Warning und ihr Vorstandskollege Rudolf Ficker über Niebels starke Betonung der Wirtschaftsförderung. Besorgnis löste auch der erste Entwurf eines Afrika-Konzepts unter Federführung des Auswärtigen Amtes aus. "Das Wort Armutsbekämpfung kam darin nicht vor", sagte Warning. "Das macht uns nervös."

Subventionierte deutsche Betriebe machen Probleme

Zur Sicherung der Welternährung dringt das Hilfswerk auf einen radikalen Kurswechsel in der Agrar- und Handelspolitik. EED-Landwirtschaftsreferent Stig Tanzmann kritisierte, dass subventionierte deutsche Betriebe Milchpulver, Geflügel oder Schweinefleisch zu Dumpingpreisen in Afrika verkauften. Entwicklungsländer sollten sich gegen solche Einfuhren schützen dürfen. So habe Kenia dank hoher Zölle auf Milchpulver eine eigene Milchwirtschaft aufbauen können.

Der EED unterstützte 2009 mehr als 2.000 Entwicklungsprojekte in 80 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost, Südosteuropa und im Kaukasus. Wegen allgemeiner Kürzungen im Bundesetat und sinkender Kirchensteuern stehen dem EED 2010 nach dem Plus im Vorjahr wieder weniger Mittel zur Verfügung. Ende 2009 waren 188 Fachkräfte und Freiwillige in Entwicklungsländern tätig. Zugleich gewährte der EED rund 100 jungen Männern und Frauen aus Afrika, Asien und Lateinamerika Stipendien zur Weiterbildung.

Bis 2013 fusioniert der EED mit Sitz in Bonn mit dem Diakonischen Werk, in dem die Spendenaktion "Brot für die Welt" angesiedelt ist, und zieht nach Berlin um. Für die 230 EED-Mitarbeiter in Bonn wurde ein Sozialplan vereinbart. Eine Befragung ergab, dass sich knapp 30 Beschäftigte nicht in der Lage sehen, den Umzug mitzumachen.

epd