Körperscanner-Hersteller wittern Millionengeschäft

Körperscanner-Hersteller wittern Millionengeschäft
Der Einsatz von Körperscannern an den Flughäfen Europas rückt näher und die Hersteller der Geräte hoffen auf Millionenumsätze. Die technischen Probleme sind aber noch nicht komplett gelöst: Schuhe müssen die Fluggäste weiterhin ausziehen.
02.07.2010
Von Daniela Wiegmann

Mit den Sommerferien beginnt für das Sicherheitspersonal an den deutschen Flughäfen die heißeste Zeit des Jahres. Hunderttausende Passagiere müssen durchsucht, kontrolliert und abgetastet werden, bevor sie ins Flugzeug nach Mallorca, Florida oder Florenz steigen dürfen. Wenn es nach der EU-Kommission geht, soll diese Prozedur künftig durch den Einsatz von Ganzkörperscannern an den Flughäfen deutlich sicherer und effizienter werden. Ungeachtet der Diskussionen um die Wahrung der Intimsphäre beim Blick auf den nackten Körper hat die EU die Einführung der Geräte an den europäischen Flughäfen vor wenigen Wochen befürwortet und den Herstellern damit Hoffnungen auf Millionenumsätze gemacht.

Bisher einige hundert Geräte weltweit

"Die Tür ist offen", sagt Andreas Kotowski, der technische Leiter des US-Unternehmens Rapiscan, einem der führenden Hersteller von Ganzkörperscannern der Nachrichtenagentur dpa in München. Das Potenzial ist groß: Allein an den europäischen Flughäfen müssten nach seinen Schätzungen rund 2000 Ganzkörperscanner angeschafft werden. Auch Konkurrent Smiths steht schon in den Startlöchern für Großaufträge seines Ganzkörperscanners. "Sobald die entsprechenden Zulassungen erteilt sind, rechnen wir mit einem breiten Einsatz des Systems", sagt Bernhard Semling, Marketing- und Strategiechef der Tochterfirma Smiths Heimann in Wiesbaden.

Erste Flughäfen haben die Körperscanner bereits im Einsatz. "Wir schätzen die Gesamtzahl der installierten Systeme weltweit auf einige Hundert", sagt Semling. Zu den Vorreitern gehörte der Flughafen Amsterdam, von dem aus im vergangenen Jahr ein Nigerianer mit Sprengstoff am Körper nach Detroit gestartet war. Er hatte beim Landeanflug erfolglos versucht, den Sprengsatz zu zünden. Vorfälle wie dieser hätten gezeigt, dass "traditionelle Sicherheitstechnologien auf Flughäfen nicht die angemessene Antwort auf neue Arten der Bedrohung geben könnten", schrieb die EU-Kommission.

Passagiere sollen nicht, Flughäfen wollen nicht für Scanner zahlen

Die auch "Nacktscanner" genannten Geräte arbeiten mit Millimeterwellen und durchleuchten einen Fluggast bis auf die Haut. So entsteht ein Bild von der Figur des Passagiers. Anders als Metalldetektoren finden die duschkabinengroßen Apparate nicht nur Metall-Waffen, sondern auch Sprengstoff oder Keramikmesser. In der Kleidung oder am Körper versteckte Päckchen oder Flüssigkeiten werden sichtbar.

Bis die Geräte an allen Flughäfen stehen, könnte aber noch viel Zeit vergehen. Über den Einsatz der Scanner entscheiden die Mitgliedsstaaten selbst. Strittig ist aber derzeit noch, wer die Kosten für die Anschaffung der mindestens 100.000 Euro teuren Geräte übernimmt. Die Passagiere sollen nach dem Willen des Europaparlaments nicht für den Einsatz der Körperscanner an Flughäfen zur Kasse gebeten werden. Auch die Flughäfen sehen sich nicht in der Pflicht und verweisen auf die Sicherheitsbehörden.

Um die Scanner hatte es zum Jahresbeginn eine große politische Diskussion gegeben. Datenschützer zeigten sich skeptisch und sahen die Menschenwürde in Gefahr. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte damals, für die Einführung müssten drei Voraussetzungen erfüllt sein: Die Scanner müssten leistungsfähig sein, dürften die Gesundheit nicht gefährden und keine Persönlichkeitsrechte verletzen. Die Bundespolizei testet die Geräte derzeit in Lübeck. Ein Sprecher der Bundespolizei in Potsdam sagte am Freitag, die Tests dauerten mindestens noch bis zum Herbst.

Nur Schuhe kann der Körperscanner nicht

Den meisten Passagieren sind die Geräte nicht ganz geheuer, weil ihnen der ungeschönte Blick auf ihren Körper unangenehm ist. Zwar betonen die Hersteller, dass die Abbilder des nackten Körpers eher medizinischen Charakter hätten. "Es ist kein optisches, sondern eher ein Röntgenbild", sagt Kotowski. Um für ein Höchstmaß an Sicherheit zu sorgen, gebe es aber keine neutrale Alternative. "Entweder Abtasten oder Körperscanner. Abtasten ist schlimmer", meint er. Außerdem sitze das Sicherheitspersonal in einem separaten Raum und sehe die Passagiere nur auf dem Monitor.

Trotzdem bekommen die Sicherheitsmitarbeiter Dinge zu sehen, die sonst verborgen bleiben würden. In London wurde ein Flughafen-Mitarbeiter vor kurzem verwarnt, weil er eine Kollegin dort im neuen Körperscanner begafft und anzügliche Bemerkungen gemacht haben soll.

Zumindest die Dauer der Sicherheitskontrollen wird sich durch die Geräte nicht erhöhen, versprechen die Hersteller. Pro Stunde könnten rund 240 Passagiere kontrolliert werden und damit ähnlich viele wie bisher. Ein Problem haben die Firmen aber noch immer nicht gelöst: Die Schuhe müssen die Passagiere weiterhin ausziehen, weil auch der Ganzkörperscanner die noch nicht erfassen kann.

dpa