"Die Armen zahlen für eine Party, die anderswo gefeiert wird"

"Die Armen zahlen für eine Party, die anderswo gefeiert wird"
Die Finanzkrise hat laut "Brot für die Welt" Entwicklungserfolge von Jahrzehnten zunichtegemacht. Die Direktorin des Hilfswerks, Cornelia Füllkrug-Weitzel, bemängelt, dass vor allem die Armen in der Welt die Auswirkungen der Finanzkrise zu tragen hätten.

In wenigen Monaten seien 4,1 Billionen US-Dollar vernichtet worden und damit mehr, als weltweit in 50 Jahren an Entwicklungshilfe aufgebracht wurde, sagte die Direktorin des evangelischen Hilfswerks, am Dienstag in Berlin. "Die Armen zahlen für eine Party, die anderswo gefeiert wird." Laut Jahresbericht verzeichnete "Brot für die Welt" 2009 einen Spendenzuwachs um rund sechs Prozent auf 54,7 Millionen Euro.

Für den Fall, dass es auf internationaler Ebene doch noch zu der als notwendig erachteten Finanztransaktionssteuer kommen sollte, forderte "Brot für die Welt" die Bundesregierung auf, das dadurch gewonnene Geld nicht für die Deckung von Schulden, sondern für die Armutsbekämpfung in den Entwicklungsländern zu verwenden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach langer Ablehnung im Mai angekündigt, die Pläne zu unterstützen.

Über eine Einführung der Steuer wollen die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) auf ihrem Gipfel in Kanada Ende Juni beraten. Die Finanzminister hatten sich allerdings bei ihrem Treffen am vergangenen Wochenende nicht auf die Einführung einer derartigen Steuer verständigt.

Füllkrug-Weitzel zeigte sich zuversichtlich, dass in der Afghanistan-Politik von Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) zunehmend Realismus Einzug halte. Die Einsicht, dass Hilfsorganisationen vor Ort unabhängig arbeiten müssen, scheine auch im Ministerium zu wachsen.

Entgegen dem Trend bei anderen Hilfsorganisationen stiegen die Spenden an "Brot für die Welt" im vergangenen Jahr trotz der Finanzkrise um 3,3 Millionen Euro, wie aus dem Jahresbericht hervorgeht. Damit wurde das Spendenniveau der Jahre 2003 bis 2005 wieder erreicht. Die Gesamteinnahmen einschließlich von Zinserträgen, Nachlässen und anderen Zuwendungen betrugen 64,7 Millionen Euro.

Füllkrug-Weitzel führte das gute Ergebnis auf die breite Berichterstattung über das 50-jährige Bestehen der Hilfsorganisation, aber auch auf das Krisenbewusstsein der Unterstützer zurück. "Unsere Spender wissen, wenn es uns schlecht geht, dann geht es den Menschen im Süden noch viel schlechter." Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung rechnet die Direktorin von "Brot für die Welt" allerdings für das laufende Jahr mit keinen deutlichen Zuwächsen.

"Brot für die Welt" unterstützte im vergangenen Jahr mehr als tausend Projekte in Entwicklungsländern. In Afrika lag den Angaben zufolge der Schwerpunkt auf Ernährungssicherung und Friedensarbeit. In Lateinamerika und Asien wurden vor allem Initiativen gegen die Folgen des Klimawandels gefördert.

epd