Public Viewing: Wenn Kirche und Fußball sich begegnen

Public Viewing: Wenn Kirche und Fußball sich begegnen
Evangelische Kirchengemeinden können auch bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft wieder Feste feiern. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine Vereinbarung mit der Gema, der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte geschlossen, die es erlaubt, dass in Gemeindehäusern oder Pfarrgärten die Spiele der Fußball-WM öffentlich gezeigt und gemeinsam angeschaut werden. Wie funktioniert das, und was ist dabei zu beachten?
02.06.2010
Von Lieselotte Wendl

Jeder, der Fußballspiele öffentlich zeigen will, muss sich die Rechte dazu von der Fifa übertragen lassen. Die EKD hat dies für ihre Landeskirchen und deren Gemeinden bereits getan, so dass eine Registrierung bei der EKD genügt. Einfach auf www.kirche-und-sport.de klicken, Registrierungsformular öffnen, ausfüllen und abschicken.

Für alle anderen Fragen gilt im Grunde das Gleiche wie für Gemeindeveranstaltungen, etwa was Versicherungen, Haftung und Sicherheitsbestimmungen angeht. Welche Technik eingesetzt werden kann oder sollte, muss jede Gemeinde selbst entscheiden. Viele haben bereits einen Beamer, aber das entsprechende Equipment kann auch ohne Probleme ausgeliehen werden. Auf keinen Fall allerdings darf die Gemeinde – etwa um diese Kosten zu decken – ein Eintrittsgeld erheben. Die von der EKD erworbenen Rechte gelten nur für unentgeltliche öffentliche Veranstaltungen. Außerdem darf vor Ort und auch in der Werbung für die Veranstaltung keinesfalls das offizielle Fifa-Logo verwendet werden.

Sicherheitsproblemen vorbeugen

Wenn von Sicherheits- und Versicherungsfragen die Rede ist, stellt sich auch immer die Frage: Wie kann vermieden werden, dass sich Fans daneben benehmen oder gar randalieren?

Hilfreich ist es sicherlich, wenn kein Alkohol ausgeschenkt wird. In der Thomasgemeinde im hessischen Hofheim-Marxheim etwa wurden zur WM 2006 nur alkoholfreie Getränke und Bier für die Erwachsenen ausgeschenkt. Der Erlös aus dem Getränkeverkauf ging an Brot für die Welt. Das soll in diesem Jahr dort auch wieder so sein.

Allerdings sah sich der Kirchenvorstand nach den Erfahrungen zwei Jahre später bei der Europameisterschaft gezwungen, sein Konzept etwas zu verändern. Damals waren nämlich Jugendgruppen aufgetaucht, die eigene Vorräte an harten Alkoholika mitgebracht hatten und alkoholisiert den Gemeindesaal später entsprechend hinterlassen hatten. Um das zu unterbinden, überprüfen Männer aus der Gemeinde diesmal bereits an der Tür, ob jemand Schnaps und Ähnliches mitbringt.

Als 2006 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hamburger Reeperbahn öffentliches Fußballschauen geplant wurde, äußerte manch einer Sicherheitsbedenken. Der Kiez von St. Pauli ist eben für Rotlicht und Blaulicht bekannt, dort finden Kinder und Jugendliche kaum Vorbilder. Dagegen erleben sie Drogenkonsum und Alkoholismus, Kriminalität und Prostitution als Alltag. Und doch wurde die Kiezkirche auf St. Pauli zum Schauplatz eines friedlich-fröhlichen Fußballfestes unter dem Titel "Balleluja". 25 junge Leute hatten sich vorab freiwillig zu Streitschlichtern ausbilden lassen und sorgten dafür, dass bei den Veranstaltungen die Regeln des Fair Play eingehalten wurden.

Interessante Kooperationen

Bei der EKD ist man, trotz erhöhter Kosten der Fifa, auch bei dieser WM wieder für die Gemeinden aktiv geworden. Immerhin rund 3.000 Gemeinden waren seinerzeit diesen etwas anderen Weg zu Mitgliedern und auch kirchenfernen Menschen gegangen und sich registrieren lassen. Dabei ergaben sich, so die EKD-Sprecherin Silke Römhild, "interessante Kooperationen". Manche feierten das Fußballfest in der Männergruppe, andere schlossen sich mit Sportvereinen zusammen. Wieder andere kooperierten etwa mit katholischen Nachbargemeinden.

Und so könnte es auch in diesem Jahr wieder zu zahlreichen Begegnungen zwischen fußballbegeisterten Christinnen und Christen und fröhlichen Fußballfesten in den Gemeinden kommen – ganz gleich, wer gewinnt.

Wer übrigens noch nicht weiß, wo und mit wem er die Spiele anschauen will, wird auf der Seite www.ekd.de/wm2010 fündig. Dort zeigt der Button Public viewing alle beteiligten Gemeinden an, sortiert nach Landeskirchen und Postleitzahlen. Dort finden sich als Download auch der Spielplan und verschiedene Materialien, wie etwa der Infoflyer von Brot für die Welt zu Südafrika unter dem Titel "Die Hoffnung ist rund". Weitere Infos, etwa über die "Kiezkirche" und ihr "Balleluja"-Projekt auf der Seite www.geistreich.de.


Lieselotte Wendl ist freie Journalistin in Frankfurt am Main.