Asche zu Asche

Asche zu Asche

Die Idee des Recyclingkreislaufs gefällt mir ausgesprochen gut. Was kann idealer sein, als Dingen, die wir nicht mehr brauchen, einen Nutzen zu geben und Abfallprodukte in anderer Form wiederzuverwerten? Okay, erst gar keinen Müll zu produzieren natürlich. Aber das ist hier in England, wo noch immer jedes noch so winzige Produkt im Laden so schnell in einer Plastiktüte verschwindet, dass selbst die aufmerksamste Käuferin (also ich) oft zu spät kommt mit der Bitte "no bag, please", ein mühsames Unterfangen. Ich versuche aber mein Bestes.

Und das gilt auch für Nahrungsmittel. Zwei Kompostkisten haben wir inzwischen, sämtliche Obstschalen, Salatstrünke, Kaffeefilter und auch die Gartenabfälle werden darin unter tätiger Mitwirkung von Würmern und Bakterien zu 1A Blumenerde verarbeitet. Und so war ich anfangs durchaus aufgeschlossen, als der Schwiegervater bei unserem letzten Besuch nebenbei erwähnte, dass er nach dem gerade verzehrten Barbecue die Grillasche auf dem Kompost entsorgen würde. "Bester Dünger" sei das für die Pflanzen im Beet, sagte er, und ich hatte keinen Grund, an seiner Aussage zu zweifeln, schließlich hat er Jahrzehnte Vorsprung in Sachen Hobbygärtnerei. Und der Blick auf seinen preisgekrönten Garten schien die Theorie zu bestätigen.

Misstrauisch wurde ich erst, als er nach dem Essen die Reste auf den Tellern zusammenkratzte, Richtung Grill trug und auf die Glut warf. Das würde die Asche mit weiteren Nährstoffen anreichern, so seine Theroie. Das mag man bei Kartoffelschalen und hölzernen Schaschlikspießen ja vielleicht noch hinnehmen, aber meine Ekelgrenze war überschritten, als er auch noch Fleischreste ins Feuer beförderte. Trotz Deckels auf dem Grill stank das Ganze erbärmlich, gesund konnte das nicht sein.

Wieder zu Hause habe ich recherchiert. Ich will es kurz machen: Liebe Grillfreunde und Holzofenbesitzer, Finger weg von der Weiterverwertung von Brennrückständen! Lediglich wenn ausschließlich unbehandeltes Holz verbrannt wird, kann die Asche in geringen Maßen zum Düngen verwendet werden. Alle anderen Überreste, also die von behandeltem Holz, Kohle und erst recht Grillkohle, auf die ja meist Fett getropft ist, enthalten Schwermetalle und andere Giftstoffe, die den Boden belasten und für Mensch und Umwelt schädlich sind. In der Schweiz ist die Verwendung von Asche zum Düngen aus diesem Grund sogar verboten.

Auch Recyclingkreisläufe haben also ihre Grenzen. Und ich werde mein neu erworbenes Wissen nun dem Schwiegervater mitteilen.

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