Als auch das Essen schneller wurde: 70 Jahre McDonald's

Als auch das Essen schneller wurde: 70 Jahre McDonald's
Seit 70 Jahren überschwemmt McDonald's nahezu weltweit die Menschen mit seinem Fast Food: Hamburger, Cola, Pommes. Das Filialnetz der Kette ist in Deutschland mittlerweile dichter als in den USA. Doch hier wie da wächst der Widerstand gegen solcherlei "Essen".
03.05.2010
Von Ina Rometsch

Fast wäre alles anders gekommen. Die Brüder Richard und Maurice McDonald aus New Hampshire träumten eigentlich von Karrieren als Filmproduzenten. Aber der Durchbruch in Hollywood kam nicht, es reichte nur zu Handlangerjobs. Notgedrungen machten Dick und Mac eine Würstchenbude auf - und kamen auf den Geschmack: Mit geliehenem Geld eröffneten sie am 15. Mai 1940, vor 70 Jahren, das erste McDonald's-Restaurant der Welt in San Bernardino bei Los Angeles: "McDonald's Bar-B-Q".

Kunden mussten 20 Minuten warten

Der Laden in der North E Street wurde sofort zum Hit. Die Gäste fuhren auf dem Parkplatz vor und bestellten vom Auto aus. Ein Heer von Bedienungen wuselte ständig zwischen den Wagen und der Küche hin und her. Von "Fast Food" konnte damals noch nicht die Rede sein: Die Kunden mussten rund 20 Minuten auf ihr Essen warten.

Doch die Jungunternehmer hatten ein Gespür für Trends. Und Amerika veränderte sich. Nach dem Krieg setzte sich in den Supermärkten eine neue Idee durch: Selbstbedienung. Die Tante-Emma-Läden verschwanden, Autobahnen zerfrästen die Landschaft, die Menschen zogen in die Vorstädte. Alle schienen es plötzlich eilig zu haben.

"Mein Gott, die Bedienungen waren langsam", erinnerte sich Dick McDonald später. "Es musste einfach schneller gehen." Also bauten die Brüder im Jahr 1948 ihre Gaststätte um - zum ersten Fast-Food-Betrieb der USA. Die Teller wichen Papiertüten, Besteck wurde ersatzlos gestrichen. Die Arbeit in der Küche, wo nun eine Maschine das Hackfleisch zu akkuraten Kreisen formte, war organisiert wie am Fließband, jeder Koch auf eine Tätigkeit spezialisiert. Und die Gäste orderten ab sofort am Tresen, die Chefs hatten alle Bedienungen entlassen. Einen Hamburger gab es für 15 Cents, gegessen wurde im Auto.

Dichtes Filialnetz in Deutschland

Heute ist McDonald's ein Großkonzern mit mehr als 31.000 Filialen in 118 Ländern und 4,5 Milliarden Dollar Gewinn im vergangenen Jahr. Jeden Tag essen laut Firmenangaben 60 Millionen Menschen in den Restaurants. Dabei hatten die Gründer einst gar keine Lust, derart zu expandieren. Im Jahr 1961 verkauften die Brüder McDonald. Zu der Kette gehörten damals rund 200 Restaurants. Käufer Ray Kroc, der selbst eine Filiale führte, zahlte 2,7 Millionen Dollar für alle Rechte - und hat Schätzungen zufolge an den Burgern, Pommes und Happy Meals 600 Millionen verdient.

Unter Ray Kroc machte sich McDonald's auch in Deutschland breit, 1971 eröffnete das erste Schnellrestaurant in München. Kroc war ein penibler Sauberkeitsfanatiker, der an seine Untergebenen Nagelfeilen verteilte. Er erlebte nicht mehr, wie sein Unternehmen 14 Jahre später in Deutschland Schlagzeilen machte - ausgerechnet wegen verheerender hygienischer Zustände. "Aschenbecher und Tische werden mit demselben Lappen geputzt wie Toilettenbrillen", schrieb Enthüllungsjournalist Günter Wallraff, nachdem er sich als Mitarbeiter in einer Filiale verdingt hatte.

Der Konzern zog vor Gericht, und Wallraff musste einige Passagen streichen. Dieser Satz allerdings blieb. Die Kunden schreckte das offenbar nicht dauerhaft ab. Das Filialnetz ist mit rund 1.360 Restaurants in Deutschland mittlerweile dichter als in den USA. Allein im vergangenen Jahr öffneten 28 neue. Zudem soll in der Bundesrepublik künftig ein neues Firmenlogo mit grünem Hintergrund Umweltfreundlichkeit symbolisieren und so neue Kunden anlocken - die auch gerne einen fleischlosen "Veggieburger" essen können.

Widerstand gegen Fast Food wächst

Der Widerstand gegen das Prinzip Fast Food allerdings wächst. In Los Angeles verbot der Stadtrat im Jahr 2008 neue Schnellrestaurants im Stadtteil South Central. McDonald's protestierte vergeblich. Und eine Studie der Universitäten Oxford und Essex belegte, dass Kinder bessere Leistung im Unterreicht zeigen, wenn sie Mahlzeiten aus frisch zubereiteten Zutaten zu sich nehmen. Die Forscher hatten die Auswirkungen der Anti-Fertiggericht-Initiative untersucht, die Starkoch Jamie Oliver vor fünf Jahren an Londoner Grundschulen ins Leben gerufen hat.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" stellte ein Video ins Netz, in dem Gastronomiekritiker Jürgen Dollase mit eisiger Miene einen McDonald's Hamburger auf Genießbarkeit testet. Sein vernichtendes Urteil: "Hier sind handwerkliche Grundlagen der guten Küche nicht erfüllt." Ein Biss in das Produkt fühle sich an wie ein "Biss in die entspannte Unterarm-Muskulatur".

Ob die Nahrung in den Anfangsjahren des Unternehmens anders beschaffen war, ist nicht überliefert. Als ziemlich ungenießbar stellte sich damals allerdings für die McDonald-Brüder der Verkauf der Filialen heraus. Der frischgebackene Inhaber Ray Kroc zwang sie, das Namensschild an ihrer eigenen Gaststätte abzuhängen, dem ersten McDonald's-Restaurant der Welt. Sie hatten die Rechte an ihrem Namen verloren. Und wenig später öffnete Kroc eine Mc-Donald's-Filiale genau gegenüber.

epd